Donnerstag, 12. Juni 2014

Tag 011: Und wer nicht kommt zur rechten Zeit ... hat man in den Beinen

Auf dem Koschutahaus war ich der einzige Gast, obwohl das Frühstück nach mehr aussieht.

Nachdem ich in Bad Eisenkappel vergessen hatte, für finanziellen Nachschub zu sorgen, ist für heute der Plan, vom Tagesziel Waidisch mit dem Bus in den nächsten größeren Ort Ferlach ins Tal zu fahren und am nächsten Morgen mit dem einzigen Vormittagsbus um 6:30 wieder an die Strecke zum Forsthaus bei Waidisch zurück zu fahren.

Zuerst geht es nach Zell-Pfarre 500 Hm hinab, kurz vor dem Ort zwar Abzweigung verpaßt, aber augenscheinlich gibt es 2 Sträßchen auf der anderen Hangseite, die zu meinem Weg führen. Dummerweise stehe ich 50 m vor Markierung, kann den Weiterweg durch blühende Bergwiese schon riechen und müßte aber noch durch einen Hof, wo Durchgang nicht so wirklich gestattet ist. Nun, das Schild habe ich nicht gesehen, bleibt die Sache mit dem Hund: Quer über den Hof ist Freilaufleine angebracht, allerdings hängt kein Hund dran. Mut kann man sich nicht kaufen, würde meine Kollegin Barbara jetzt wohl sagen, manchmal bin ich ja auch ein Hund und wenn der anstehende Anstieg auch noch Hundstücken heißt ...

Am Uznikkreuz beginnt dann der erste gesicherte Steig der Tour: 45 m8n geht es exponiert auf fußbreitem Steig am Steilhang entlang, ab und an auch steinschlaggefährdet. Wenn's naß ist, möchte ich den Weg nicht unbedingt gehen, aber so macht es mit der notwendigen Konzentration richtig Spaß.
Weniger Spaß machen dann fehlende Markierungen und eigentlich als unbegehbar zu klassifizierende Wege im Abstieg nach Waidisch, wo ich dann auch just den Bus um 5 min verpasse.



Aber in 1 h kommt ja noch der letzte für heute um 15:47.
In aller Ruhe kann ich somit Einzelzimmer im einzig zentralen Gasthof in Ferlach reservieren, die Dame am Telefon notiert sich meinen Namen und ich kündige mich für eine gute Stunde später an. So weit, so gut, sollte ich in meiner jugendlichen Naivität glauben.
Der (Klein-)Bus ins Tal kommt sehr pünktlich und auf meine Frage nach dem Fahrpreis meint der Fahrer nur, es sei SO heiß heute, ich müsse nichts zahlen. Das war die vorerst letzte positive Überraschung.
Nachdem ich ein paar Besorgungen in Ferlach erledigt habe, begebe ich mich zum Gasthof Renko-Stiegler am Hauptmarkt 3. Als ich zur Tür rein komme, tuschelt die mutmaßliche Chefin mit der Bedienung und verschwindet dann. Ich frage die Bedienung, mit der ich vorhin telefoniert hatte, nach meinem Zimmer und dann kommt, was ich so auch noch nie in meinem Leben erleben mußte - und ich bin ja geschäftlich sowie privat auch viel unterwegs: Sie haben nur noch ein 3er-Zimmer und das dürfe sie mir als Einzelzimmer nicht geben. PUNKT.
Ich bin so perplex, daß ich mich nicht mal aufregen kann. Klar, man muß kein größeres Zimmer als Einzelzimmer vermieten, man braucht keine Gäste für eine Nacht aufnehmen, man kann entsprechende Zuschläge verlangen, es kann mal was mit einer Reservierung schief gehen ABER SOWAS ? - Mich extra mit dem Bus ins Tal fahren zu lassen, um mir dann um 16:30 (welche Familie mit 1 Kind sollte da heute noch aufschlagen ?) zu eröffnen, man habe es sich anders überlegt und ich könne ja bestimmt problemlos in Ortsteil 3km weiter unterkommen. HALLO, ich bin zu Fuß unterwegs und habe schon Tagesetappe hinter mir.
Das ist schlicht unverschämt, asozial und unglaublich.
Leider habe ich erst im Weggehen bemerkt, daß ein Nürnberger Auto vor der Tür steht, ich hätte die Chefin lautstark ins Knoblauchsland (auch wenn da kein Pfeffer wächst) und 1.000 Fördder an den Hals gewünscht. - Ich hege ja üblicherweise gegen Niemanden persönlich einen Groll, aber auf den 2,5 km Teerstraße zur ergoogelten nächsten Unterkunft, ohne einen verbliebenen Tropfen Wasser bei 35°, wünsche ich der guten Dame, daß sie der Schlag in ihrem 3er-Zimmer treffen möge.

Das Auswärtige Amt sollte eine Reisewarnung rausgeben, ich auf entsprechenden Reiseportalen und vor allen Dingen bei Google für höllisch unterirdische Bewertung sorgen, da es aber noch hoffentlich etwas dauert, bis ich dazu daheim komme, kann ja vielleicht schon mal der eine oder andere geneigte Leser, der dieses Verhalten auch für tendentiell unpassend hält, sich entsprechend im Netz äußern.

Die Dominikushütte im Zillertal brauchte mit den neuen Pächtern mehr als 3 Jahre Durchhaltevermögen und deutlichst außergewöhnliches Engagement und Service, um von der virtuellen Hypothek des Vorgängers im Netz wieder auf einen grünen Zweig zu kommen. Ich bin mir nicht sicher, ob jedem Gastwirt solch potentiell weitreichenden Konsequenzen bewußt sind ...

Ganz anders dann im Gasthof Plasch: Außer daß mir die Gesichtszüge entgleisen, als der Herr vom Telefon mir mitteilt, daß sie kein Zimmer mehr haben - das war aber nur ein kleiner Scherz auf Basis meiner Vorgeschichte am Telefon :-)

Super Essen. Super Service: Da ich ja am nächsten morgen vor 6 Uhr los muß (die 2km zur Bushaltestelle zurück), bekomme ich Lunch-Paket. Zimmermädchen sind jetzt am Abend keine mehr da, aber Wäsche könne ich mir in der Waschmaschine im Keller des Gästehauses einfach selbst kostenlos waschen.
DAS klingt gut. Zwischenzeitlich fehlt der gefundenen Maschine zwar noch der Strom bzw. wahlweise das Wasser, wenn ich sie in Steckdosenreichweite schiebe, aber selbst ist der Mann und nach einer Hausdurchsuchung ist auch eine Verlängerung entdeckt und ausgeborgt:



Ende gut, alles gut ?
Für diesen Tag ja, aber Ferlach sollte auch am nächsten Morgen noch eine höchst unliebsame Überraschung für mich bereit halten ...

1 Kommentar:

  1. Im Netz finden sich doch einige Seiten, die noch auf eine Bewertung des Gasthofs warten ;-)

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