Samstag, 5. Juli 2014

Tag 035: Reservierung im Heu

Frisch gestärkt nach einem großen Frühstück und ausgeruht geht es nun heute zur Pflerscher Scharte:


Der Hüttenwirt hatte mir noch genaue Hinweise zum Wegverlauf gegeben und so geht es erst im obersten Bereich über steileres Schneefeld. Das alte Staatsgrenzen-Schild ist nicht zu verfehlen, schließlich darf der Übergang offiziell seit 1980 zwischen 6:00 und 20:00 Uhr wieder benutzt werden, natürlich nur unter Mitführung eines amtlichen Ausweisdokumentes und maximal den Sachen des persönlichen Bedarfs, wie es im ausgehängten Zeitungsartikel auf der italienischen Tribulaunhütte heißt. Schön, daß auch dieses Kapitel zentraleuropäischer Geschichte hinter uns liegt, wenn man es genau nimmt (Fuß für Fuß), habe ich in den letzten 5 Wochen wahrscheinlich schon 1000 Grenzübertritte, so oft wie mich mein Weg auf den Landesgrenzen und darüber hinweg führte.


Die südliche Seite der Scharte ist schneefrei und so ist die Tribulaunhütte auf südtiroler Seite über den Dolomieu-Weg schnell erreicht. Der Franzose hat das Dolomit-Gestein nämlich hier am Tribulaun entdeckt und keineswegs in der Region, die wir heute landläufig als Dolomiten kennen. Tja, Marketing ist alles.


Bei einer kleinen Stärkung, sehe ich doch wirklich noch einen Wanderer mit Jeans, der hier mit einem Begleiter über Nacht bleibt - schon Jahre nicht mehr gesehen. Wo die wohl morgen hinwollen ? Eigentlich ist hier noch nichts weiter begehbar und der Weg, den ich kam, im Abstieg mit DER Ausrüstung ... ?

Im Abstieg nach St. Anton im Pflerschtal muß ich mich noch um Unterkunft kümmern. Im gewünschten Hotel hört erst niemand und beim zweiten Versuch geht eine nette Dame nach langem Anklingeln ran. Das Gespräch hat eine schlechte Qualität und ich wundere mich schon über eine derartige Festnetzverbindung, da ich optimalen Empfang habe, bis ich höre, daß sie gerade beim Heumachen ist. Zimmer haben sie, sie gibt dann auch gleich im Haus Bescheid und als sie hört, von wo ich absteige, meint sie noch, daß wir uns vielleicht vorher noch sehen ...

Auf dem Fußweg mäht jemand schon das zweite Mal in diesem Sommer das Gras, damit man keine nassen Füße bekommt. Der Herr bekommt von mir ein Extra-Lob nach meinen Weg-Erfahrungen in der Steiermark und Kärnten - ist doch schön, wenn sich gekümmert wird. Unsere Euros wollen sie ja schließlich auch ;-)

Bald darauf komme ich aus dem Wald und sehe eine Frau beim Heumachen. Als sie mich sieht, fängt sie an zu grinsen und auch ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen: Den Anruf ein paar Minuten vorher hätte ich mir sparen und gleich im Heu bei der Chefin reservieren können :-)

Ich will sie nicht lange von der Arbeit abhalten, damit sie das Heu noch trocken einbringen können und gehe schnell die 15 Minuten bis zum Hotel weiter.

In der Bar des Hotels in St. Anton sticht mir dann ein Werbeplakat für eine Veranstaltung in St. Jakob im Pfitschtal ins Auge. Keine Ahnung warum, aber vielleicht ist nomen omen, denn wenig später höre ich von der Jakobs-Tante in Erlangen, daß es ist Nürnberg seit einigen Tagen einen weiteren Jakob gibt. Herzlichen Glückwunsch auch dieser Stelle nochmal an die glücklichen Eltern des kleinen Chinesen (naja, Gott sei Dank nur temporär) zu ihrem Projekt 2014 :-)

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