Montag, 7. Juli 2014

Tag 036: Eindrücklich abdrücklich einsames Tal

Das größte Problem war heute der Start: 70 Minuten lang fand sich niemand zum Zahlen und dann erbarmte sich die Frühstücksfrau auf italienisch und mit Händen und Füßen. Ich bin mir nicht sicher, ob ihre Rechnung stimmte, aber mehr als alles, was ich hatte, sagen und ewig warten kann ich auch nicht tun.



Mit reichlich Verzug geht es in den Anstieg und daß, obwohl mich meine Eltern heute in Maiern abholen wollen und bereits vor zwei Tagen wissen wollten, wann ich denn dort ankommen würde.

Durch das weltvergessene und einsame Alrißtal geht es gleichmäßig sanft bergan. Wegweiser und Tiroler Höhenweg Markierungen sind nicht existent. Einzig an der Alrißalm, am Beginn des Tals, war ein Hinweis auf einen Gipfel, aber daß es über die existente, hochalpine Maurerscharte auch ins Nachbartal geht, darauf gibt es nur Hinweise in meiner Landkarte.

Die Serpentinen die am Berghang den Weg zur Überwindung einer Talstufe hinaufziehen, sind fein säuberlich mit Trockensteinmauern angelegt. - Erinnert mich an die verwunschenen Eselspfade auf den Kapverdischen Inseln, nur daß hier geringfügig härtere Naturgewalten wirken.



An einer feucht-erdigen Stelle fällt mir plötzlich ein Schuhabdruck auf. So ausgeprägt wie er ist und mit dem Regen von gestern Abend, könnte er fast von heute sein. Konnte da jemand pünktlich zahlen ?
Das restliche Tal ist bis zur Scharte hoch einsehbar. Außer einer großen Schafherde ist aber niemand zu sehen.



Im Kessel am Ende des Tals herrscht noch geschlossene Schneedecke. Ich folge weiter dem Steig am Schnee aufsteigend vorbei, wundere mich schon, warum die Steigung plötzlich so stark zunimmt und ein Blick aufs GPS offenbart: Eigentlich führt der Weg auf der anderen Seite empor.
Zurück gehen kommt nicht in Frage, also queren und prompt stoße ich auf der von mir gewählten Linie auf Spur, die der gleichen Linie folht. Entweder war meine Idee nicht so schlecht oder die des unbekannten Vorgängers zumindest auch nicht besser ;-)



Nach überstandenem Steilschneefeld unterhalb des Übergangs, avisiere ich den Eltern noch 2h Abstieg bis Maiern.

Hier waren Schafe unterwegs. Viele Schafe. Und haben schaftypische Hinterlassenschaften hinterlassen. Da muß ich gleich an den Nordseetripp von Carolin & Sven, Jobstis Erzählungen und alle anderen Deutschlandtour-Radler statt Geher denken. 
Tja, selbst wenn ich mal reintrete, da spritzt nichts hoch und daß mir das passiert ist dank tänzerischer Grundausbildung sowie ab und an einer Auffrischung mit meiner Lieblings-München-Venedig-Begleitung überhaupt sehr selten.


Währenddessen munkeln böse Zungen in mittelfränkisch, hugenottischen Gefilden, mein zielgerichtetes Fortschreiten wäre zwar nicht durch Alkohol aber augenscheinlich durch Torteneffekte etwas aus dem Tritt gebracht:


Dabei war diese Südtirol-Umrundung auf dem Tiroler Höhenweg von jeher so geplant und den vielen Schnee und die teils planmäßig kurzen Etappen kann doch wirklich niemand MIR in die Wanderschuhe schieben. Und warum 30 km gehen, wenn es die kulinarischen Köstlichkeiten schon nach 15 km gibt ? - Ich bin doch kein Sportler, der hier Normen erfüllen müßte !


Nach einem großen Hallo mit den Eltern (vor sechs Wochen, kurz vor dem Start das letzte Mal gesehen) in Maiern geht es später jedenfalls erstmal zum Pizza-Essen :-)

So schön es ist, alleine durch die Alpen zu spazieren, so schön ist es doch auch, für ein Paar Tage bekannten Gesichtern begegnen zu können.



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