Freitag, 18. Juli 2014

Tag 049: Ein herzliches Willkommen in der Schweiz

Schweißtreibend geht es heute erstmal insgesamt 1500 Hm bergauf bis zum heutigen Scheitelpunkt San Romerio. Anfangs für 30 Minuten auf dem gestrigen Abstiegsweg und dann gen Norden.
Mal geht es steil aufwärts, mal sehr steil, manchmal auch weniger steil über quasi gepflasterte Saumwege bzw. Singletrails durch den Wald auf italienischer Seite.


Bei einer ersten Orientierungs- und Hotelbuchungspause (da haben die Schweizer aber über Nacht DEUTLICHST die Preise erhöht ! :-( kommt mir ein Rudel Wanderer mit kleinen Rucksäcken bzw. Kindertragen am Buckel mit einem erfrischenden "Grüezi" entgegen. Nett und sogar noch kurz vor der Grenze, die später gar nicht zu bemerken ist. Allerdings merkt man den Unterschied sehr deutlich, sobald der Weg wieder auf Bergpfade führt: Markierungen, Wegweiser, frei gemähte Wege - Schweizer Akkuratesse. Schön bei den Eidgenossen zu sein.

Kurz danach laufen (im Wortsinne, denn fahrbar ist der Weg bis dorthin nicht) noch zwei Mountainbikerinnen auf mich auf. Der bayerische Dialekt klingt nach den letzten Tagen wie Musik in meinen Ohren und so unterhalten wir uns ein paar Meter, bis es für die zwei wieder fahrbar wird und gen Berninapaß weitergeht.

Ganz so weit geht es für mich zu Fuß natürlich nicht, aber immerhin bis Poschiavo, wo auch die Berninabahn von Tirano - meinem italienischen Ausgangsort heute - kommend, sich als einzige Schweizer Eisenbahn ohne Tunnel und ohne Zahnradantrieb über die Alpen kämpft. Ich kann die roten Züge von oben des öfteren sehen, die zum Höhengewinn auch mal Modelleisenbahn-artige Kreisviadukte bemühen. Mit 7% Steigung gehört sie zu den steilsten Normalspurbahnen mit Reibungsbetrieb in Europa.

Als ich am Nachmittag ums Eck bei der Kirche San Romerio biege, erlebe ich eine positive Überraschung: Direkt daneben ist eine geöffnete Alm mit schattigen Tischen im Freien - an diesem heißen Tag nicht zu unterschätzen.
Also erstmal den Geldbeutel mit den Fränkli raussuchen und dann stärken. Die Wirtsleute und die "Gastarbeiterin" aus Flensburg sind total nett, nur das Glas mit der ersten Schorle (natürlich 0,5 - wir sind ja nicht mehr in Italien) KANN nicht voll gewesen sein ;-)
Die Chefin will es bzgl. Route dann auf der Karte noch genau wissen und holt auch noch das Gästebuch hervor, nun da trägt man sich ja gerne noch ein (übrigens, liebes Ristoro-Team, ich muß mich noch korrigieren: Mit Euch sind nach 49 Tagen erst 4 Lokalitäten auf der Unbedingt-wieder-besuchen-Shortlist und viele werden da wegen zunehmender Entfernung auch nicht mehr dazu kommen :-).


Im Abstieg stellen mir die Schweizer aber doch noch eine schwierige Aufgabe: Die Wegweiser, Steinschlagwarnung und ausradierte Alternativroute lassen mich an einer Abzweigung reichlich ratlos unentschieden zögern. Letztlich gehe ich doch den klassischen Weg und mir fällt auch nichts auf den Dickschädel, dafür darf ich einen Raubvogel beim Bad beobachten.

Es sind diese besonderen Erlebnisse und Begegnungen, die diese Reise so unvergesslich machen.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen