Dienstag, 1. Juli 2014

Tag 031: Spuren im Schnee

Nach dem Tag in Stein, geht es nun ein letztes Stückchen M-V-Weg bis kurz nach der 4. Kehre und dann über die Grieblalm bis zum Landshuter Höhenweg, der Verbindung zwischen Pfitscher-Joch und Landshuter Europahütte.


An der T-Kreuzung treffe ich auf zwei alte Bekannte: Den Vorsteher der Agrargemeinschaft der Lavitzalm, der gestern Grußworte entrichtete, und seinen pfiffigen Hund.
Der ältere Herr ist auch der Senior-Chef der Landshuter Hütte und auch auf dem Weg zu seiner Hütte.

Wir stehen auf 2400 Metern im Grünen, wobei ein Blick am Hang entlang zum nahen Pfitscher-Joch auf gleicher Höhe Schnee bis auf 2000 Meter hinab zeigt und am Joch hat es 20 cm über Nacht gegeben. Die Kaltfront hat aus dem Zillertal gegen den Alpenhauptkamm gedrückt und an etwas niedrigeren Stellen hat es dann bis rüber geschneit.


Bereits oberhalb des Hinterbodens ist auch mein Weg weiß, allerdings anfangs eher noch Matsch.

Spätestens ab der Abzweigung Tal/Hütte ist der knirschende Neuschnee mit einer Höhe von 20-30 cm signifikant und jetzt kommt auch noch ein leichter Schneesturm dazu.
Als mir der Junior-Hüttenwirt im Anorak entgegen kommt - augenscheinlich um mal nach dem Vater zu sehen, der heute noch länger unterwegs sein wird - ziehe ich doch mal kurzes Hemd aus und lange Klamotten, Anorak und erstmals Sonnenbrille an. Nicht daß es bisher nicht wahrlich genug Sonne gegeben hätte, aber wirklich notwendig ist sie, um nicht Schnee-blind zu werden.

Die Spur des Juniors von der Hütte herunter ist gut zu sehen und zu verfolgen, allerdings nicht direkt zu begehen: Bergauf brauche ich mindestens doppelt so viele Schritte und mangels Bindung des Neuschnees auf dem südseitig aufgeweichten Altschneefeld sitze ich das eine oder andere Mal auf dem Hintern und muß im stärkeren Gefälle vor dem letzten Übergang jeden Schritt einzeln festtreten. Für die letzten 50 Weg-Minuten brauche ich so real 140 Minuten.
Kurz vor der Hütte hat mich der Junior mit dem Rucksack des Vaters auch schon wieder eingeholt - ich habe aber auch gut gespurt ;-)
Der Senior wird noch 2,5 h unterwegs sein ...

Seit dem ersten Weltkrieg verläuft mitten durch die Landshuter Hütte die österreichisch-italienische Grenze. Viele Jahre verfiel der italienische Teil in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, bis sich die CAI-Sektion Sterzing um 1980 mit dem DAV-Landshut und den weiteren Interessenvertretern zusammentat zu einem europäischen Projekt, die Hütte als ganzes zu erhalten und zu nutzen, weswegen sie heute den Namenszusatz Europahütte trägt.

Dort bin ich mal wieder der einzige Gast und bei 5°C im Lager braucht es schon drei Decken, um wieder warm zu werden ...


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