Das Frühstück im Rifugio Fonti Minerali ist Selbstbedienung, da heute Ruhetag ist.
Nach einem italienisch kargen Mahl mache ich mich als letzter auf den Weg. Neben Jeff ist nun auch ein Ehepaar aus Tübingen (Marion und Jörg) mit unterwegs, die von unserer Unterkunft ihre diesjährige GTA-Wanderung starten.
Jeff ist im längeren Anstieg bereits nach einer halben Stunde eingeholt: Es geht ihm wirklich nicht gut !
Vom Stausee Lago di Ceresole Reale windet sich der Trampelpfad erst durch den Wald und dann mit etwas sanfterer Steigung durch Weidegelände von Alm zu Alm, wobei zwei von dreien mal wieder verfallen sind.
An der dritten Alm passieren mich Marion und Jörg bei einer längeren Pause mit traumhaften Ausblicken in der Sonne bis zu den Eisriesen des Gran Paradiso wieder.
Danach geht es durch Moränengelände und letztlich den Rest der knapp 1200 heutigen Aufstiegsmeter zum Colle della Crocetta auf 2641 m durch Blockwerk, wobei ein wunderbarer Pfad hindurch geführt wurde.
Auf der Südseite des hochalpinen (> 2500 m) Übergangs wartet typischerweise bei der aktuellen Wetterlage ca. 150 Hm tiefer der Nebel in Form der Wolken. Dann doch lieber in der Sonne im Windschatten am Colle etwas länger Pause machen, die Landschaft und die Ruhe genießen. Die Tübinger haben mir noch ein Plätzchen freigehalten. Herrlich !
Letztlich bleibe ich so lange alleine am Übergang zurück, bis ich Jeff am Fuß des Schlußanstiegs erkennen kann, während ich im Osten ein Paar vom Gipfel herunterkommen und herüberqueren sehe.
Wie sich am nächsten Tag zeigen wird, Nelly und Andreas aus der Züricher Gegend.
Nun gibt es keine Ausreden mehr, die mehr als 1600 Abstiegsmeter müssen möglichst Knie-schonend hinter mich gebracht werden. Erwartungsgemäß zieht sich der Weg bis Pialpetta hinab, aber wenigstens bringen zwischendrin noch drei Paraglider etwas Abwechslung. Aber Hauptsache keine Probleme mit den Knien.
Das Posto Tappa ist wieder einige hundert Meter von der Albergo entfernt, wo Schlüssel abzuholen und Abendessen sowie Frühstück einzunehmen ist. Außerdem ist für den Abend und den nächsten Vormittag Regen angesagt, da denkt man keine Sekunde über 5 EUR Aufpreis für Hotelzimmer statt Massenlager nach. Nachdem genug Platz ist und die Wirtin keinen Einzelzimmerzuschlag verlangt, gönnen Jeff und ich uns sogar jeder ein Doppelzimmer zur Einzelnutzung. Luxus pur ! - Und etwas dekadent :-)
Sonntag, 31. August 2014
Tag 079: Ein königlicher Spaziergang
Das Frühstück ist fast noch die Steigerung der Desorganisation des Abendessens, noch dazu nicht im Speisesaal des Hotels einzunehmen, sondern in der kleinen Bar 300m weiter in der Ortsmitte.
Sinnigerweise sind die Frühstückssachen auf einem Tisch am Rand wahllos in Verpackungen aufgestapelt, zu dem es kein Durchkommen mehr gibt, sobald drei Tische belegt sind.
Zwischendurch geht die Seniorchefin nochmal zum Dorfladen Nachschub kaufen, der dann dem Restberg mit Mühe hinzugefügt wird.
Daß neben den Porzellantassen und dem Metallkaffeelöffel sonst nur Einweg-Plastik-Geschirr und -Besteck zur Verfügung steht, verwundert da kaum noch. Immerhin sind die Croissants frisch aus dem Ofen prima, aber ich kann es mir trotzdem nicht verkneifen, subversiv den Joghurt nicht mit vorgesehenen Plastiklöffel, sondern ganz frech mit dem Kaffeelöffel zu verspeisen - jede Revolution muß schließlich mal mit einem kleinen Keim beginnen. Das Bezahlen gestaltet sich denn auch als SEHR langwierig, aber irgendwann ist auch diese Hürde gemeistert.
Jeff, der sonst immer früher losgegangen ist, kommt heute gar nicht in die Gänge und ist noch völlig unaufgeräumt im gemeinsamen Zimmer, als ich mich aufmache.
Im Ort folge ich dann erst falscher Markierung zum Wasserfall, an der Kirche bemerke ich einige Meter weiter allerdings meinen Fauxpas und biege zurück auf die Straße ab. Nach wenigen Kehren zweigt der schöne Pfad bergauf in den Gran Paradiso Nationalpark ab. Nachdem die Markierung zwischenzeitlich durch den Wald einer Schotterstraße folgt, verpasse ich wohl Abzweigung in Mulateria. Als ich dies bemerke, ist die Frage: Dem in der Landkarte nicht eingezeichnetem Fahrweg weiter folgen und auf erneutes Zusammenkommen hoffen oder querfeldein den Steilhang hoch. Ich entscheide mich für letzteres, treffe auf den Maultierweg, um 20 min später, im nächsten Weiler festzustellen, daß ich auch Fahrweg hätte weiter gehen können. Gehüpft wie gesprungen :-)
Bewohnte und unbewohnte, verfallende Weiler und Dörfchen wechseln sich ab. Die unbewohnten überwiegen und das vollständig eingerichtete Klassenzimmer in einem renovierten Haus - vermutlich als Anschauungsobjekt - wirkt in diesem Umfeld ganz schön gespenstisch und mir läuft im Schatten ein Schauer über den Rücken. Gut daß rs gleich in der Sonne weiter geht !
Bei Potes geht es in einem Bogen durch den Grund des Seitentals und nach der Kapelle auf dem Hügel wieder deutlich bergauf und bis zum Almgelände um Prà del Cres auf knapp 2000m, oberhalb des Orco-Tals entlang.
Seit dem Verlassen des Fahrwegs waren Wetter und Pfade heute schon traumhaft, aber der sanfte Abstiegspfad durch den lichten Nadelwald nach Ceresole Reale (dem königlichen Mineralbad) setzt dem noch das i-Tüpfelchen auf.
Durch den weitläufigen Ort von augenscheinlich überwiegend Ferienhäusern geht es unspektakulär zur Herberge direkt an der "Fonti Minerali".
Ich bekomme einen Platz im großen Lager und gehe erstmal Duschen. Als ich aus der Dusche komme, erreicht mich eine SMS. Komisch. Aus Dänemark. SEHR komisch. Von den Mädels, daß sie SCHON am Tagesziel sind und Zimmer für uns vier haben. Zum Schießen komisch :-)
Ich trete auf den Balkon und blicke lauthals lachend auf Maike und Rani hinab.
Später ziehe ich um und mit einiger Verspätung trifft auch Jeff ein. Beim Abendessen klärt sich dann alles auf: Jeff ist seit dem Vortag mit Magen-Darm-Problem belastet und Maike seit heute. Jeff braucht dadurch bergauf sehr lange und die Mädels waren wieder abgestiegen und durchs Tal gegangen, nachdem Maike gar nicht mehr bergauf gehen konnte. Zuvor waren sie am Morgen am Wasserfall vorbei auch noch ewig weit den falschen Weg 548 von Noasca aus aufgestiegen und hatten dann auch noch verpaßt, daß die Querung via Rifugio Noaschetta dann wieder auf die GTA-Route geführt hätte - wenn's mal schief läuft, dann eben gleich richtig.
Nun letztlich ist unser Quartett für einen letzten Abend nochmal komplett, denn die Zwillinge hatten bereits von Anfang an für den Geburtstag am folgenden Tag Pause eingeplant.
Beim Abendessen heißt es dann für mich (bzw. meinen Magen) flexibel sein: Von Maike und Jeff fällt schließlich jede Menge Hüftprotektionsmaterial für mich ab - wäre ja schade drum ;-)
Sinnigerweise sind die Frühstückssachen auf einem Tisch am Rand wahllos in Verpackungen aufgestapelt, zu dem es kein Durchkommen mehr gibt, sobald drei Tische belegt sind.
Zwischendurch geht die Seniorchefin nochmal zum Dorfladen Nachschub kaufen, der dann dem Restberg mit Mühe hinzugefügt wird.
Daß neben den Porzellantassen und dem Metallkaffeelöffel sonst nur Einweg-Plastik-Geschirr und -Besteck zur Verfügung steht, verwundert da kaum noch. Immerhin sind die Croissants frisch aus dem Ofen prima, aber ich kann es mir trotzdem nicht verkneifen, subversiv den Joghurt nicht mit vorgesehenen Plastiklöffel, sondern ganz frech mit dem Kaffeelöffel zu verspeisen - jede Revolution muß schließlich mal mit einem kleinen Keim beginnen. Das Bezahlen gestaltet sich denn auch als SEHR langwierig, aber irgendwann ist auch diese Hürde gemeistert.
Jeff, der sonst immer früher losgegangen ist, kommt heute gar nicht in die Gänge und ist noch völlig unaufgeräumt im gemeinsamen Zimmer, als ich mich aufmache.
Im Ort folge ich dann erst falscher Markierung zum Wasserfall, an der Kirche bemerke ich einige Meter weiter allerdings meinen Fauxpas und biege zurück auf die Straße ab. Nach wenigen Kehren zweigt der schöne Pfad bergauf in den Gran Paradiso Nationalpark ab. Nachdem die Markierung zwischenzeitlich durch den Wald einer Schotterstraße folgt, verpasse ich wohl Abzweigung in Mulateria. Als ich dies bemerke, ist die Frage: Dem in der Landkarte nicht eingezeichnetem Fahrweg weiter folgen und auf erneutes Zusammenkommen hoffen oder querfeldein den Steilhang hoch. Ich entscheide mich für letzteres, treffe auf den Maultierweg, um 20 min später, im nächsten Weiler festzustellen, daß ich auch Fahrweg hätte weiter gehen können. Gehüpft wie gesprungen :-)
Bewohnte und unbewohnte, verfallende Weiler und Dörfchen wechseln sich ab. Die unbewohnten überwiegen und das vollständig eingerichtete Klassenzimmer in einem renovierten Haus - vermutlich als Anschauungsobjekt - wirkt in diesem Umfeld ganz schön gespenstisch und mir läuft im Schatten ein Schauer über den Rücken. Gut daß rs gleich in der Sonne weiter geht !
Bei Potes geht es in einem Bogen durch den Grund des Seitentals und nach der Kapelle auf dem Hügel wieder deutlich bergauf und bis zum Almgelände um Prà del Cres auf knapp 2000m, oberhalb des Orco-Tals entlang.
Seit dem Verlassen des Fahrwegs waren Wetter und Pfade heute schon traumhaft, aber der sanfte Abstiegspfad durch den lichten Nadelwald nach Ceresole Reale (dem königlichen Mineralbad) setzt dem noch das i-Tüpfelchen auf.
Durch den weitläufigen Ort von augenscheinlich überwiegend Ferienhäusern geht es unspektakulär zur Herberge direkt an der "Fonti Minerali".
Ich bekomme einen Platz im großen Lager und gehe erstmal Duschen. Als ich aus der Dusche komme, erreicht mich eine SMS. Komisch. Aus Dänemark. SEHR komisch. Von den Mädels, daß sie SCHON am Tagesziel sind und Zimmer für uns vier haben. Zum Schießen komisch :-)
Ich trete auf den Balkon und blicke lauthals lachend auf Maike und Rani hinab.
Später ziehe ich um und mit einiger Verspätung trifft auch Jeff ein. Beim Abendessen klärt sich dann alles auf: Jeff ist seit dem Vortag mit Magen-Darm-Problem belastet und Maike seit heute. Jeff braucht dadurch bergauf sehr lange und die Mädels waren wieder abgestiegen und durchs Tal gegangen, nachdem Maike gar nicht mehr bergauf gehen konnte. Zuvor waren sie am Morgen am Wasserfall vorbei auch noch ewig weit den falschen Weg 548 von Noasca aus aufgestiegen und hatten dann auch noch verpaßt, daß die Querung via Rifugio Noaschetta dann wieder auf die GTA-Route geführt hätte - wenn's mal schief läuft, dann eben gleich richtig.
Nun letztlich ist unser Quartett für einen letzten Abend nochmal komplett, denn die Zwillinge hatten bereits von Anfang an für den Geburtstag am folgenden Tag Pause eingeplant.
Beim Abendessen heißt es dann für mich (bzw. meinen Magen) flexibel sein: Von Maike und Jeff fällt schließlich jede Menge Hüftprotektionsmaterial für mich ab - wäre ja schade drum ;-)
Samstag, 30. August 2014
Tag 078: Dorniger Niveauverlust
Nach dem vielseitigen Frühstück versorgt die Wirtin in San Lorenzo uns noch mit allen möglichen Zusatzinfos zu Wetter, Weg, Wasserquellen unterwegs, ... Dem Franzosen erklärt sie en detail die nächsten drei Tagesetappen - wie ein führsorglicher Hüttenwirt in den Ostalpen. Sowas hatten wir hier noch nirgends auch nur annähernd erlebt. Ihr man ist laut Wanderführer Ranger im Gran-Paradiso-Nationalpark - das mag gewissen Einfluß haben ;-)
Daß man dort Zeitungspapier zum Ausstopfen nasser Schuhe vorfindet und sie von sich aus anbietet, nächste Unterkunft zu reservieren, rundet den durchweg sehr positiven Gesamteindruck noch ab.
Aus San Lorenzo geht es gen Süden die Straße entlang, bis rechts Fußweg in den Wald abzweigt. Unter Druckleitung und Standseilbahn eines alten Kraftwerks geht es hindurch und weiter bis zum Weiler Perabella, wo mindestens noch ein alter Mann lebt, der mir den richtigen Weg weist:
Steiler und deutlich zugewachsener geht es gen Norden bergauf. Schlangen sonnen sich unterwegs am Weg und Jeff oben an größerem Querweg, dem es nahezu auf einer Höhe gen Westen entlang geht.
Dann durch Blockwerk, Lawinenverbauungen und weitere Pfade zur Wallfahrtskapelle Sant' Anna.
Kurz danach beginnt dann der vom Franzosen am Vortag bereits angekündigte Höllentrip, der bergab wohl noch übler als bergauf ist: Sehr steil, teilweise über hohe Stufen bzw. mit losem Gesteinsmaterial geht es abwärts. Das größte Übel ist aber der zugewachsene Weg. Die Orientierung ist zwar kein Problem, das unfallfreie und schrammenarme Durchschlagen dafür umso mehr. Der verdorrte Ginster ist hauptsächlich unangenehm, die Brombeer- bzw. Himbeerranken allerdings gefährliche Stolperfallen und ziemlich aufschürfend. Im unteren Teil mit lichterem Urwald und ganzen verlassenen Siedlungen fällt dann die Orientierung schwer und ich komme mehrmals vom rechten Weg ab. Letztlich bin ich froh, im Tal Valle dell'Orco o di Locana heil angekommen zu sein, einen derartigen Höllenritt wünscht man niemanden (naja, der Wirtin aus Ferlach vielleicht ... ;-).
Nach Überquerung der Hauptstraße geht es auf der anderen, südlichen Talseite auf einem prima gepflegten Fußweg gen Nordwesten das Tal nach hinten. Da fragt man sich schon, ob man nicht die Hälfte der Pflege in den anderen Weg investieren könnte ...
Durch x Weiler (3/4 davon völlig verlassen und am Verfallen geht es nach Noasca.
Im Hotel angekommen, muß ich noch 30 min auf's Zimmer warten, welches ich nach 80 min auch schon bekomme ... ;-)
Von Jeff und den Mädels keine Spur. Komisch.
Schon unterwegs auf dem Höllenabstieg hatte ich mich über eine Spinnwebe an einer Engstelle gewundert, wo eigentlich noch niemand vorbeigekommen sein konnte und wie sich nun zeigte, war es auch niemand. Aber wie konnte ich die anderen ungesehen passiert haben ?
Jeff kommt eine weitere Stunde später und hatte die Mädels auch vor sich erwartet. Sie tauchen nochmals deutlich später auf und so langsam kommt Licht ins Dunkel:
Ich habe alle drei an der Wallfahrtskirche passiert, hinter der sie saßen, Jeff war nach mir den gleichen Weg gegangen und hatte nochmal angeschlagen lange pausiert, die Mädels waren den gepflegten Pilgerweg ins Tal abgestiegen (weise Entscheidung !) und waren dann Pfad laut Karte gefolgt (keine gute Idee !), der im Westen in den von mir im Tal gegangenen übergehen sollte: Nach 1h kapitulierten sie völlig blutig zerkratzt vor dem Urwald, kehrten um und gingen doch an der Straße bis zur markierten Abzweigung.
Das Abendessen gestaltet sich einen Tag nach Ferrogosta schwierig, zäh und völlig chaotisch: Das Personal hat arge Probleme und Jeff bekommt seinen ersten Gang nach ca. 90 min und mehrmaligem Nachfragen, wo am Nebentisch bereits vom zweiten Gang längst nur noch die Gräten übrig sind. Unfähiges Chaos, aber was will man machen, wir hätten höchstens auswärts vom Riesengrill essen können, den der Ferrogosta wird dieses Jahr durch das lange Wochenende wohl verlängert ...
Im Zelt neben dem Grill läuft lautstark Diskomusik. Bis nachts um 01:45 Uhr - gut, daß ich nicht nur neben Dieselgeneratoren allzeit gut schlafen kann ;-)
Daß man dort Zeitungspapier zum Ausstopfen nasser Schuhe vorfindet und sie von sich aus anbietet, nächste Unterkunft zu reservieren, rundet den durchweg sehr positiven Gesamteindruck noch ab.
Aus San Lorenzo geht es gen Süden die Straße entlang, bis rechts Fußweg in den Wald abzweigt. Unter Druckleitung und Standseilbahn eines alten Kraftwerks geht es hindurch und weiter bis zum Weiler Perabella, wo mindestens noch ein alter Mann lebt, der mir den richtigen Weg weist:
Steiler und deutlich zugewachsener geht es gen Norden bergauf. Schlangen sonnen sich unterwegs am Weg und Jeff oben an größerem Querweg, dem es nahezu auf einer Höhe gen Westen entlang geht.
Dann durch Blockwerk, Lawinenverbauungen und weitere Pfade zur Wallfahrtskapelle Sant' Anna.
Kurz danach beginnt dann der vom Franzosen am Vortag bereits angekündigte Höllentrip, der bergab wohl noch übler als bergauf ist: Sehr steil, teilweise über hohe Stufen bzw. mit losem Gesteinsmaterial geht es abwärts. Das größte Übel ist aber der zugewachsene Weg. Die Orientierung ist zwar kein Problem, das unfallfreie und schrammenarme Durchschlagen dafür umso mehr. Der verdorrte Ginster ist hauptsächlich unangenehm, die Brombeer- bzw. Himbeerranken allerdings gefährliche Stolperfallen und ziemlich aufschürfend. Im unteren Teil mit lichterem Urwald und ganzen verlassenen Siedlungen fällt dann die Orientierung schwer und ich komme mehrmals vom rechten Weg ab. Letztlich bin ich froh, im Tal Valle dell'Orco o di Locana heil angekommen zu sein, einen derartigen Höllenritt wünscht man niemanden (naja, der Wirtin aus Ferlach vielleicht ... ;-).
Nach Überquerung der Hauptstraße geht es auf der anderen, südlichen Talseite auf einem prima gepflegten Fußweg gen Nordwesten das Tal nach hinten. Da fragt man sich schon, ob man nicht die Hälfte der Pflege in den anderen Weg investieren könnte ...
Durch x Weiler (3/4 davon völlig verlassen und am Verfallen geht es nach Noasca.
Im Hotel angekommen, muß ich noch 30 min auf's Zimmer warten, welches ich nach 80 min auch schon bekomme ... ;-)
Von Jeff und den Mädels keine Spur. Komisch.
Schon unterwegs auf dem Höllenabstieg hatte ich mich über eine Spinnwebe an einer Engstelle gewundert, wo eigentlich noch niemand vorbeigekommen sein konnte und wie sich nun zeigte, war es auch niemand. Aber wie konnte ich die anderen ungesehen passiert haben ?
Jeff kommt eine weitere Stunde später und hatte die Mädels auch vor sich erwartet. Sie tauchen nochmals deutlich später auf und so langsam kommt Licht ins Dunkel:
Ich habe alle drei an der Wallfahrtskirche passiert, hinter der sie saßen, Jeff war nach mir den gleichen Weg gegangen und hatte nochmal angeschlagen lange pausiert, die Mädels waren den gepflegten Pilgerweg ins Tal abgestiegen (weise Entscheidung !) und waren dann Pfad laut Karte gefolgt (keine gute Idee !), der im Westen in den von mir im Tal gegangenen übergehen sollte: Nach 1h kapitulierten sie völlig blutig zerkratzt vor dem Urwald, kehrten um und gingen doch an der Straße bis zur markierten Abzweigung.
Das Abendessen gestaltet sich einen Tag nach Ferrogosta schwierig, zäh und völlig chaotisch: Das Personal hat arge Probleme und Jeff bekommt seinen ersten Gang nach ca. 90 min und mehrmaligem Nachfragen, wo am Nebentisch bereits vom zweiten Gang längst nur noch die Gräten übrig sind. Unfähiges Chaos, aber was will man machen, wir hätten höchstens auswärts vom Riesengrill essen können, den der Ferrogosta wird dieses Jahr durch das lange Wochenende wohl verlängert ...
Im Zelt neben dem Grill läuft lautstark Diskomusik. Bis nachts um 01:45 Uhr - gut, daß ich nicht nur neben Dieselgeneratoren allzeit gut schlafen kann ;-)
Sonntag, 24. August 2014
Tag 077: Ferrogosta
Nachdem ich am Vortag unsere beiden Zimmer gefegt und wir die Sanitäranlagen zur Benutzung etwas gereinigt hatten, verlassen wir das Posto Tappa im alten Schulgebäude letztlich sauberer als wir es vorgefunden hatten. Schade, daß sich da nicht mehr gekümmert wird.
Das Frühstück bei der jüngeren Frau in der Bar ist wie das Abendessen sehr umfangreich und für Italien ungewöhnlich vielseitig. Nur den vorproduzierten Kaffee lassen wir links liegen: Alles Tee- oder Milch- oder Gemisch-Trinker.
Vom Dorf geht es über einen Maultierpfad in Serpentinen gleich ordentlich gen Westen bergan. Zur Baumgrenze hin, geht der dichte Wald wieder in lose Birkenbestände über, oben, am ersten Übergang, jenseits der 2000m-Marke kann man schon Hütte erkennen, wo wohl Biwak möglich ist.
Wie wir einige Tage später in Ceresole Reale von einer Wienerin erfahren werden, die unsere heutige, längere Etappe nach Anreise nach Talosio dort aufgeteilt hat, aber schlecht ausgestattet und von innen nicht verschließbarer Tür, so daß sie sich bei 0° und hinein pfeifendem Westwind frierend eine ordentliche Erkältung geholt hat.
Wiedermal als letzter unterwegs, erreiche ich einige Minuten nach den Mädels den Übergang, von dem es dann aber gleich noch mehr als 150 Hm weiter hoch geht.
Jeff hatte währenddessen noch Fotoausflug hinüber zum Biwak Blessent Redentore gemacht, welches mit ein paar Skulpturen ein paar hundert Meter abseits des Weges auf dem Bergrücken thront.
Zwischenzeitlich hatte uns im Aufstieg der Reihe nach ein Italiener mit kleinem Rucksack überholt, der nur zum Stauseefotografieren schnell aufgestiegen ist und um 12:00 zurück im Tal bei Mama sein muß - schließlich ist heute der 15. August (Ferrogosta), der größte Feiertag im sommerlichen Italien und da wird ganz groß aufgetischt.
Noch gut 200 Hm Aufstieg und dann folgt Querung unter Gipfeln gen Nordwesten, bevor es von Scharte über nicht ganz so angenehm zu gehenden Weg hinab zum Fuß der östlichen Staumauer des Lago d'Eugio geht. Von dort steil über Treppen hoch auf Staumauerniveau und in der Sonne erstmal Mittagspause.
Jeff geht schon weiter und die kurz nach mir angekommenen Mädels verweilen noch länger, so gehe ich über westliche Staumauer großen Bogen, den Fahrweg entlang etwas bergab und dann über Fußweg durch eine Art Allee bis zum Abzweig des steilen Pfads hinauf zur unbestoßenen Alpe di Colla, wo die Hütte mittlerweile ein Nationalparkhaus ist.
Auf der Querung zur großen, verfallenen Alm Alpe Praghetta geht es auf und ab, von dort insgesamt 1100 Hm hinab nach San Lorenzo - wobei ich unter "steil" aus dem Führer etwas anderes verstehe.
Im Ort stehe ich dann erstmal vor geschlossenem und ausgeräumten Restaurant des Posto Tappa.
Oh - und das am Ferrogosta :-(
In der Ortsmitte hatte ich noch andere Albergo gesehen. Dort treffe ich auch Jeff beim Bier sitzen - er hat für uns schon alles klar gemacht: Lager im neuen Posto Tappa in ehemaliger 1-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung. Die Mädels kommen wenig später und ein Franzose nimmt das andere Zimmer.
Der Franzose ist italienischer Abstammung und spricht gut Englisch. Er geht die GTA von Süden nach Norden und will dann durch die Südalpen bis nach Triest, von wo seine Familie stammt. Jedes Jahr geht er ca. 4 Wochen.
Im großen Zelt ein Grundstück weiter geht derweil lautstark die Post ab, wobei ich beim Karaoke-Singen vermutlich noch den dritten Platz belegt hätte - was EINIGES über mit lautstarker Inbrunst kompensierter Qualität aussagen mag ;-)
Bis zum Abendessen ist der lautstarke Spuk, Gott sei Dank, vorbei.
Das Abendessen ist toll ! Viele Sachen aus dem eigenen Garten (Gemüse, Früchte und Tiere ;-) und genaue Erklärungen dazu.
Die Wirtin ist wirklich auf zack !
Das Frühstück bei der jüngeren Frau in der Bar ist wie das Abendessen sehr umfangreich und für Italien ungewöhnlich vielseitig. Nur den vorproduzierten Kaffee lassen wir links liegen: Alles Tee- oder Milch- oder Gemisch-Trinker.
Vom Dorf geht es über einen Maultierpfad in Serpentinen gleich ordentlich gen Westen bergan. Zur Baumgrenze hin, geht der dichte Wald wieder in lose Birkenbestände über, oben, am ersten Übergang, jenseits der 2000m-Marke kann man schon Hütte erkennen, wo wohl Biwak möglich ist.
Wie wir einige Tage später in Ceresole Reale von einer Wienerin erfahren werden, die unsere heutige, längere Etappe nach Anreise nach Talosio dort aufgeteilt hat, aber schlecht ausgestattet und von innen nicht verschließbarer Tür, so daß sie sich bei 0° und hinein pfeifendem Westwind frierend eine ordentliche Erkältung geholt hat.
Wiedermal als letzter unterwegs, erreiche ich einige Minuten nach den Mädels den Übergang, von dem es dann aber gleich noch mehr als 150 Hm weiter hoch geht.
Jeff hatte währenddessen noch Fotoausflug hinüber zum Biwak Blessent Redentore gemacht, welches mit ein paar Skulpturen ein paar hundert Meter abseits des Weges auf dem Bergrücken thront.
Zwischenzeitlich hatte uns im Aufstieg der Reihe nach ein Italiener mit kleinem Rucksack überholt, der nur zum Stauseefotografieren schnell aufgestiegen ist und um 12:00 zurück im Tal bei Mama sein muß - schließlich ist heute der 15. August (Ferrogosta), der größte Feiertag im sommerlichen Italien und da wird ganz groß aufgetischt.
Noch gut 200 Hm Aufstieg und dann folgt Querung unter Gipfeln gen Nordwesten, bevor es von Scharte über nicht ganz so angenehm zu gehenden Weg hinab zum Fuß der östlichen Staumauer des Lago d'Eugio geht. Von dort steil über Treppen hoch auf Staumauerniveau und in der Sonne erstmal Mittagspause.
Jeff geht schon weiter und die kurz nach mir angekommenen Mädels verweilen noch länger, so gehe ich über westliche Staumauer großen Bogen, den Fahrweg entlang etwas bergab und dann über Fußweg durch eine Art Allee bis zum Abzweig des steilen Pfads hinauf zur unbestoßenen Alpe di Colla, wo die Hütte mittlerweile ein Nationalparkhaus ist.
Auf der Querung zur großen, verfallenen Alm Alpe Praghetta geht es auf und ab, von dort insgesamt 1100 Hm hinab nach San Lorenzo - wobei ich unter "steil" aus dem Führer etwas anderes verstehe.
Im Ort stehe ich dann erstmal vor geschlossenem und ausgeräumten Restaurant des Posto Tappa.
Oh - und das am Ferrogosta :-(
In der Ortsmitte hatte ich noch andere Albergo gesehen. Dort treffe ich auch Jeff beim Bier sitzen - er hat für uns schon alles klar gemacht: Lager im neuen Posto Tappa in ehemaliger 1-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung. Die Mädels kommen wenig später und ein Franzose nimmt das andere Zimmer.
Der Franzose ist italienischer Abstammung und spricht gut Englisch. Er geht die GTA von Süden nach Norden und will dann durch die Südalpen bis nach Triest, von wo seine Familie stammt. Jedes Jahr geht er ca. 4 Wochen.
Im großen Zelt ein Grundstück weiter geht derweil lautstark die Post ab, wobei ich beim Karaoke-Singen vermutlich noch den dritten Platz belegt hätte - was EINIGES über mit lautstarker Inbrunst kompensierter Qualität aussagen mag ;-)
Bis zum Abendessen ist der lautstarke Spuk, Gott sei Dank, vorbei.
Das Abendessen ist toll ! Viele Sachen aus dem eigenen Garten (Gemüse, Früchte und Tiere ;-) und genaue Erklärungen dazu.
Die Wirtin ist wirklich auf zack !
Samstag, 23. August 2014
Tag 076: Trau keiner Ankündigung und keiner IGC-Karte
Nachdem das Wetter sich schon im Verlauf des Vortags erheblich gebessert hatte, herrscht heute wieder traumhaftes Bergwetter.
Zu Beginn heißt es von Ronco Canavese noch ein Stück der Hauptstraße gen Süden bis Bosco zu folgen, wo ich mit einem Schweizer ins Gespräch komme, der dort bis heute Urlaub gemacht hat.
Dort soll dann laut Bätzing-Ankündigung ab 2011 der Weg direkt zur Scharte Colle Crest, welchem auch die blaue Via Alpina folgt, wieder freigeschlagen und als GTA markiert sein. So ist es auch in der neueren IGC-Karte vermerkt. Man spart sich dadurch einige Kilometer Teerstraße, es ist kürzer und man hat etwas weniger Höhenmeter.
Einzig das Ganze scheint schon wieder ein einziges Hirngespinst zu sein :-(
Nach Jeffs Bericht vom Vortag ignoriere ich diese Option sowieso von vorneherein, da hier wohl Wege nach Ankündigungen (denen möglicherweise nie Taten folgen) in Landkarten schon mal vorsorglich verlegt werden, die anderen schauen zumindest in Bosco, finden aber keinerlei Hinweise, so daß wir letztlich alle den Bogen über Masonaje gehen. Die Straße dorthin geht überwiegend durch den Wald, in angenehmer Steigung bergan und ist so gut wie gar nicht befahren.
Dann folgt ein schmaler Pfad durch Wald- und später Almgebiet. Kurz nachdem mich unsere Mädels hier eingeholt und überholt haben:
... kommt noch ein junges Pärchen den Pfad entlang. Ich rutsche meinen Rucksack an meiner Pausenstelle vom Weg und trete wieder Schritt beiseite.
Diese augenscheinlichen Franzosen sind aber nicht nur Stoffel (siehe Südtirol), sondern sie sind schon als asozial zu bezeichnen: Nicht nur wortlos, sondern ohne mit der Wimper zu zucken oder einen Blick in irgendeine Richtung links, rechts, oben oder unten zu werfen, marschieren sie wie Roboter mich leicht gesenktem Fokus starr geradeaus an mir vorbei. Wie die anderen mir später erzählen werden, war es bei deren Begegnung identisch.
Ich hätte ihnen doch ein Bein stellen, den Rucksack umfallen lassen oder einen Schrei ausstoßen sollen ...
An mehreren Almen geht es vorbei und dann quer unter dem Gipfel (die anderen sitzen derweil auf dem Gipfel und ein paar ganz Verrückte haben sogar Modellsegelflieger hochgeschleppt und am Kreisen) des Rosta zur Scharte Colle Crest, wo ich vor dem anstehenden Abstieg raste. Hier ist der alternative Weg von Norden herauf zu erahnen, aber die Erlenüberwucherung bereits auf den obersten Metern läßt Übles erahnen.
Über einen netten Weg durch Wiesen geht es zu einer Alm, wo Kühe gerade mit Salz den Weg bergauf gelockt werden. Eine Nachzüglerkuh, die den Anschluß an die Herde verloren hat, wäre fast mit Jeff zurück ins Tal abgestiegen, wenn er ihr nicht durch einen Zwischenspurt entkommen wäre.
Sind schon Rindviecher 2.0 ;-)
Interessanterweise gibt es hier keine Latschen am Übergang an der Baumgrenze, stattdessen wird hier in der Gegend die oberste Ebene durch lichten Birkenwald gebildet.
Im Abstieg hole ich letztlich die Mädels beim Fußbad im Gebirgsbach ein und gemeinsam steigen wir das letzte Stück bis Talosio ab.
Im Ort ist das Posto Tappa, wie zwei Tage vorher, im alten Schulgebäude diesmal am Ortsrand. Wir können der älteren Frau aus der Bar kaum so langsam folgen, wie sie mit uns durch den Ort schleicht. Das Gebäude ist in desolatem Zustand: Dreckig, vom obersten Stock tropft Wasser durch die Decke in unteres Bad und generell gibt es im Erdgeschoß wohl Feuchtigkeitsproblem.
Wir vier beziehen wohl die ehemalige Lehrerwohnung im ersten Stock und zum wirklich leckeren und reichlichen Abendessen spazieren wir zurück zur Bar.
Ein toller Wandertag geht zu Ende ...
Zu Beginn heißt es von Ronco Canavese noch ein Stück der Hauptstraße gen Süden bis Bosco zu folgen, wo ich mit einem Schweizer ins Gespräch komme, der dort bis heute Urlaub gemacht hat.
Dort soll dann laut Bätzing-Ankündigung ab 2011 der Weg direkt zur Scharte Colle Crest, welchem auch die blaue Via Alpina folgt, wieder freigeschlagen und als GTA markiert sein. So ist es auch in der neueren IGC-Karte vermerkt. Man spart sich dadurch einige Kilometer Teerstraße, es ist kürzer und man hat etwas weniger Höhenmeter.
Einzig das Ganze scheint schon wieder ein einziges Hirngespinst zu sein :-(
Nach Jeffs Bericht vom Vortag ignoriere ich diese Option sowieso von vorneherein, da hier wohl Wege nach Ankündigungen (denen möglicherweise nie Taten folgen) in Landkarten schon mal vorsorglich verlegt werden, die anderen schauen zumindest in Bosco, finden aber keinerlei Hinweise, so daß wir letztlich alle den Bogen über Masonaje gehen. Die Straße dorthin geht überwiegend durch den Wald, in angenehmer Steigung bergan und ist so gut wie gar nicht befahren.
Dann folgt ein schmaler Pfad durch Wald- und später Almgebiet. Kurz nachdem mich unsere Mädels hier eingeholt und überholt haben:
... kommt noch ein junges Pärchen den Pfad entlang. Ich rutsche meinen Rucksack an meiner Pausenstelle vom Weg und trete wieder Schritt beiseite.
Diese augenscheinlichen Franzosen sind aber nicht nur Stoffel (siehe Südtirol), sondern sie sind schon als asozial zu bezeichnen: Nicht nur wortlos, sondern ohne mit der Wimper zu zucken oder einen Blick in irgendeine Richtung links, rechts, oben oder unten zu werfen, marschieren sie wie Roboter mich leicht gesenktem Fokus starr geradeaus an mir vorbei. Wie die anderen mir später erzählen werden, war es bei deren Begegnung identisch.
Ich hätte ihnen doch ein Bein stellen, den Rucksack umfallen lassen oder einen Schrei ausstoßen sollen ...
An mehreren Almen geht es vorbei und dann quer unter dem Gipfel (die anderen sitzen derweil auf dem Gipfel und ein paar ganz Verrückte haben sogar Modellsegelflieger hochgeschleppt und am Kreisen) des Rosta zur Scharte Colle Crest, wo ich vor dem anstehenden Abstieg raste. Hier ist der alternative Weg von Norden herauf zu erahnen, aber die Erlenüberwucherung bereits auf den obersten Metern läßt Übles erahnen.
Über einen netten Weg durch Wiesen geht es zu einer Alm, wo Kühe gerade mit Salz den Weg bergauf gelockt werden. Eine Nachzüglerkuh, die den Anschluß an die Herde verloren hat, wäre fast mit Jeff zurück ins Tal abgestiegen, wenn er ihr nicht durch einen Zwischenspurt entkommen wäre.
Sind schon Rindviecher 2.0 ;-)
Interessanterweise gibt es hier keine Latschen am Übergang an der Baumgrenze, stattdessen wird hier in der Gegend die oberste Ebene durch lichten Birkenwald gebildet.
Im Abstieg hole ich letztlich die Mädels beim Fußbad im Gebirgsbach ein und gemeinsam steigen wir das letzte Stück bis Talosio ab.
Im Ort ist das Posto Tappa, wie zwei Tage vorher, im alten Schulgebäude diesmal am Ortsrand. Wir können der älteren Frau aus der Bar kaum so langsam folgen, wie sie mit uns durch den Ort schleicht. Das Gebäude ist in desolatem Zustand: Dreckig, vom obersten Stock tropft Wasser durch die Decke in unteres Bad und generell gibt es im Erdgeschoß wohl Feuchtigkeitsproblem.
Wir vier beziehen wohl die ehemalige Lehrerwohnung im ersten Stock und zum wirklich leckeren und reichlichen Abendessen spazieren wir zurück zur Bar.
Ein toller Wandertag geht zu Ende ...
Tag 075: Auslaufen
Der Morgen ist fast noch ungemütlicher als der vorherige Abend: In Regenklamotten gehen wir vom Posto Tappa zum Frühstücken die 400 m ins Agriturismo und durch den Regen zurück.
Jeff will trotz allem die neue Route aus dem Bätzingführer gehen, die auch in einer neueren IGC-Karten verzeichnet ist. Die beiden Mädels und ich ziehen statt einer 1000-Aufstiegsmeter-Zusatzschleife (zuzüglich entsprechendem Abstieg) u.a. wegen des Wetters die klassische Route durch's Tal mit erhöhtem Asphaltanteil vor.
So trödeln wir bis kurz vor 10:00, da somit nur 2,5 h Gehzeit und ein paar Hundert Abstiegsmeter nach Ronco Canavese auf dem Programm stehen.
Gerne hätte ich diese Kurz-Etappe an die vorherige oder die nun für den nächsten Tag anstehende Etappe angehängt, aber da diese beiden Etappen sowieso schon recht lang sind, läßt sich so stattdessen prima der angekündigt kurze Schlechtwettereinbruch mit Schonung kombinieren.
Im Endeffekt gehen Maike, Rani und ich heute mal gemeinsam und bis wir in Regenmontur zum Auslauf-Spaziergang losziehen, hat es aufgehört zu regnen :-)
Teils geht es auf einer alten, für den Verkehr gesperrten Straße von Piamprato nach Süden bergab ins Tal, später laufen wir zwar die Hauptstraße entlang, wo aber auf Grund des Sackgassencharakters des Tals hinter Piamprato so gut wie kein Verkehr herrscht und Tagesausflügler bleiben bei dem Wetter wohl auch lieber zu Hause.
Am meisten ist wohl noch los, als uns ein Prozessionszug entgegen kommt - aber die sind ja auch zu Fuß ;-)
In Ronco Canavese sind wir somit bereits am Mittag, ergattern im B&B auch Unterkunft für uns vier in einer Art Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern und gehen dann kurz vor der Mittagspause der Geschäfte nach einem Rundgang durch den Ort noch etwas "Shoppen".
Überraschend ist in diesem Tal am Ende der Welt und insbesondere in Ronco Canavese der überwiegende Anteil an Franzosen, so daß abends der Wirt in der Pizzeria auch gleich Französisch mit uns spricht.
Jeff kommt erst gegen Abend und hat Weg zwar ganz gut gefunden, von (GTA-)Markierung aber keine Spur - von wegen neue Variante statt Busfahren oder dem von uns begangenen Talstraßenweg.
Jeff will trotz allem die neue Route aus dem Bätzingführer gehen, die auch in einer neueren IGC-Karten verzeichnet ist. Die beiden Mädels und ich ziehen statt einer 1000-Aufstiegsmeter-Zusatzschleife (zuzüglich entsprechendem Abstieg) u.a. wegen des Wetters die klassische Route durch's Tal mit erhöhtem Asphaltanteil vor.
So trödeln wir bis kurz vor 10:00, da somit nur 2,5 h Gehzeit und ein paar Hundert Abstiegsmeter nach Ronco Canavese auf dem Programm stehen.
Gerne hätte ich diese Kurz-Etappe an die vorherige oder die nun für den nächsten Tag anstehende Etappe angehängt, aber da diese beiden Etappen sowieso schon recht lang sind, läßt sich so stattdessen prima der angekündigt kurze Schlechtwettereinbruch mit Schonung kombinieren.
Im Endeffekt gehen Maike, Rani und ich heute mal gemeinsam und bis wir in Regenmontur zum Auslauf-Spaziergang losziehen, hat es aufgehört zu regnen :-)
Teils geht es auf einer alten, für den Verkehr gesperrten Straße von Piamprato nach Süden bergab ins Tal, später laufen wir zwar die Hauptstraße entlang, wo aber auf Grund des Sackgassencharakters des Tals hinter Piamprato so gut wie kein Verkehr herrscht und Tagesausflügler bleiben bei dem Wetter wohl auch lieber zu Hause.
Am meisten ist wohl noch los, als uns ein Prozessionszug entgegen kommt - aber die sind ja auch zu Fuß ;-)
In Ronco Canavese sind wir somit bereits am Mittag, ergattern im B&B auch Unterkunft für uns vier in einer Art Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern und gehen dann kurz vor der Mittagspause der Geschäfte nach einem Rundgang durch den Ort noch etwas "Shoppen".
Überraschend ist in diesem Tal am Ende der Welt und insbesondere in Ronco Canavese der überwiegende Anteil an Franzosen, so daß abends der Wirt in der Pizzeria auch gleich Französisch mit uns spricht.
Jeff kommt erst gegen Abend und hat Weg zwar ganz gut gefunden, von (GTA-)Markierung aber keine Spur - von wegen neue Variante statt Busfahren oder dem von uns begangenen Talstraßenweg.
Sonntag, 17. August 2014
Tag 074: Abseilen aus dem Wolkenkratzer
Von Fondo geht es durch den Wald rechts des Flußes leicht bergauf gen Nordwesten. Die Baumgrenze ist bald erreicht und wird durch etwas Blockwerk am Übergang zum Almgelände abgelöst.
Bei traumhaftem Bergwetter geht es von Alm zu Alm. Die meisten sind allerdings längst verfallen oder zumindest verlassen, obwohl oder gerade weil man den Eindruck hat, wie in einem vielgeschossigen Haus, quasi alle 100 Hm eine Alpe zu passieren.
Kurz vor dem Aussichtsbalkon, wo ich dann beim Erreichen vorgezogene Mittagspause einlegen und die Mädels passieren lassen werde, beobachte ich noch ein braunes Tier. Es war ein Reh, obwohl ich schon sehr erstaunt war, in dieser Höhe, soweit jenseits der Baumgrenze, im offenen Gelände eines zu sehen.
Kurz danach kommen mir die ersten aus der anderen Richtung entgegen: Ganz schön was los heute, drei Franzosen zwischen den letzten beiden Almen und ein einzelner, bereits ziemlich fertiger Wanderer im Anstieg auf der Gegenseite werden noch folgen.
Apropos letzte Almen: Als der Übergang Bocceta delle Oche mit gut 2400 m bereits deutlich sichtbar und nur noch weniger als 300 Hm aufzusteigen sind, kommt ein Wegweiser, der noch 1,5 h bis dorthin ausweist. Unglaublich. Und völliger Quatsch.
Nach 45 min erreiche ich den Sattel, wo Rani und Maike bereits seit 20 min Pause machen. Jeff ist seit ein paar Minuten bereits im Abstieg.
Wolken sind zwischenzeitlich in die Täler gezogen, so daß es dort oben nicht sonderlich gemütlich ist und ich lieber gleich weiter gehe.
So schön der Aufstiegsweg war, so unangenehm ist der Abstieg: Erst noch ganz gut durch etwas Blockwerk, Felsen und nicht gleichmäßig zu gehen, dann steiler und trotz Trockenheit nasser und teils schmieriger Pfad über Schluchtabgrund hinab. Einige Male geht es über Felsstufen, wo alte Kletterseilabschnitte zum Abseilen angebracht sind. Außer blindem Vertrauen hilft da wohl nur Augen zu und durch.
Für 300 Hm Abstieg im schwierigen Gelände brauche ich so fast 1,5 h.
Am Ende der heiklen Passagen kommen noch 200 m großes Blockwerk, dann kann ich erstmal durchschnaufen. Als ich die Mädels in den Blöcken erspähe, kann es nach der Pause weiter gehen.
Der Schlußabstieg führt in Serpentinen unter einer lautstark surrenden Starkstromtrasse hinunter nach Piamprato. Währenddessen fängt es an zu regnen :-(
Ich packe die Regen-empfindlichen Sachen weg, die Regensachen bleiben aber aus Trotz im Rucksack, sind ja nur noch 10 min bis in den Ort.
Heute schlafen wir vier erstmals gemeinsam in einer alten Schule. Das Posto Tappa ist im ersten Stock über eine Außentreppe zu erreichen und besteht aus einem Lager mit Stockbetten für 6 Personen und 2 schlanke, Platzangst-befreite Kletterer mit Schnappatmung in der dritten Bettenetage unter der Decke, einem Bad mit Dusche und WC sowie dem Vorraum, der sogar Küchenzeile und Heizlüfter enthält. Mit letzterem wandeln wir den Vorraum schließlich über Nacht in einen Sauna-ähnlichen Trockenraum um :-)
Nachteil am gut ausgestatteten und vor allen Dingen auch gepflegten und sauberen Posto Tappa mitten im Dorf: Wir müssen am Abend und am nächsten Morgen durch den Dauerregen zum Agriturismo am Ortsausgang.
Bei traumhaftem Bergwetter geht es von Alm zu Alm. Die meisten sind allerdings längst verfallen oder zumindest verlassen, obwohl oder gerade weil man den Eindruck hat, wie in einem vielgeschossigen Haus, quasi alle 100 Hm eine Alpe zu passieren.
Kurz vor dem Aussichtsbalkon, wo ich dann beim Erreichen vorgezogene Mittagspause einlegen und die Mädels passieren lassen werde, beobachte ich noch ein braunes Tier. Es war ein Reh, obwohl ich schon sehr erstaunt war, in dieser Höhe, soweit jenseits der Baumgrenze, im offenen Gelände eines zu sehen.
Kurz danach kommen mir die ersten aus der anderen Richtung entgegen: Ganz schön was los heute, drei Franzosen zwischen den letzten beiden Almen und ein einzelner, bereits ziemlich fertiger Wanderer im Anstieg auf der Gegenseite werden noch folgen.
Apropos letzte Almen: Als der Übergang Bocceta delle Oche mit gut 2400 m bereits deutlich sichtbar und nur noch weniger als 300 Hm aufzusteigen sind, kommt ein Wegweiser, der noch 1,5 h bis dorthin ausweist. Unglaublich. Und völliger Quatsch.
Nach 45 min erreiche ich den Sattel, wo Rani und Maike bereits seit 20 min Pause machen. Jeff ist seit ein paar Minuten bereits im Abstieg.
Wolken sind zwischenzeitlich in die Täler gezogen, so daß es dort oben nicht sonderlich gemütlich ist und ich lieber gleich weiter gehe.
So schön der Aufstiegsweg war, so unangenehm ist der Abstieg: Erst noch ganz gut durch etwas Blockwerk, Felsen und nicht gleichmäßig zu gehen, dann steiler und trotz Trockenheit nasser und teils schmieriger Pfad über Schluchtabgrund hinab. Einige Male geht es über Felsstufen, wo alte Kletterseilabschnitte zum Abseilen angebracht sind. Außer blindem Vertrauen hilft da wohl nur Augen zu und durch.
Für 300 Hm Abstieg im schwierigen Gelände brauche ich so fast 1,5 h.
Am Ende der heiklen Passagen kommen noch 200 m großes Blockwerk, dann kann ich erstmal durchschnaufen. Als ich die Mädels in den Blöcken erspähe, kann es nach der Pause weiter gehen.
Der Schlußabstieg führt in Serpentinen unter einer lautstark surrenden Starkstromtrasse hinunter nach Piamprato. Währenddessen fängt es an zu regnen :-(
Ich packe die Regen-empfindlichen Sachen weg, die Regensachen bleiben aber aus Trotz im Rucksack, sind ja nur noch 10 min bis in den Ort.
Heute schlafen wir vier erstmals gemeinsam in einer alten Schule. Das Posto Tappa ist im ersten Stock über eine Außentreppe zu erreichen und besteht aus einem Lager mit Stockbetten für 6 Personen und 2 schlanke, Platzangst-befreite Kletterer mit Schnappatmung in der dritten Bettenetage unter der Decke, einem Bad mit Dusche und WC sowie dem Vorraum, der sogar Küchenzeile und Heizlüfter enthält. Mit letzterem wandeln wir den Vorraum schließlich über Nacht in einen Sauna-ähnlichen Trockenraum um :-)
Nachteil am gut ausgestatteten und vor allen Dingen auch gepflegten und sauberen Posto Tappa mitten im Dorf: Wir müssen am Abend und am nächsten Morgen durch den Dauerregen zum Agriturismo am Ortsausgang.
Samstag, 16. August 2014
Tag 073: Stochern im Nebel
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Agriturismo Le Capanne, u.a. mit hausgemachtem Fruchtjoghurt, geht es bergan durch den Nebel. Nicht ganz so dicht wie am Vortag und zu weilen tut sich gar für ein paar Minuten Lücke auf und man kann mal kurz ein größeres Stückchen weit sehen.
Ich bin als letzter nach Jeff, Maike und Rani gestartet, was die nächsten Tage zur Routine werden soll.
Am nicht bewirtschafteten Rifugio Chiaromonte ist die 2000er Marke erreicht und äußerlich scheint das Gebäude für eine Selbstversorgerhütte nicht nur recht groß, sondern auch gut ausgestattet zu sein.
Den Schlüssel bekommt man auf der Alpe Chiaromonte 15 min weiter am Weg. Vermutlich hat Andrea hier genächtigt.
Als ich im Nebel unterhalb an der Alpe vorbei gehe, ruft mich der Almbauer, wie aus dem Bilderbuch (alt, Wetter-gegerbtes Gesicht, langer grauer Bart), an. Aber mit Kaffee kann er mich nicht locken und so wünscht er mir noch freundlich eine gute Reise und ich gehe weiter.
Kurze Zeit später treffe ich Maike und Rani auf der Suche nach Mittagspausenplatz und wir rasten zusammen, bevor es in die Querungen und Abstiege an größtenteils verlassenen Almen durch die Grashänge geht.
Die beiden waren dem Lockruf des Almbauern gefolgt und was sie vom dunklen Inneren (Ergebnis von Ruß und wenigen, kleinen Fenstern) und dem köchelnden Essen der Bäuerin erzählen, erinnert mich frappierend beispielsweise an die Obere Engbergalm zwischen Stein und Pfunders in Südtirol.
Augenscheinlich sind die italienischen Kontrolleure für EU-Hygiene- und Lebensmittelvorschriften genauso schlecht zu Fuß wie der Rest der Italiener ;-) - Und das ist gut so: Im Gegensatz zur andauernden Welle an industriellen Lebensmittelskandalen, wo jüngst ja erst wieder mindesten 12 Menschen in Dänemark starben, habe ich trotz aufmerksamer Lektüre von Berichten von Alpenrettungseinsätzen noch nie etwas ähnliches bzgl. kleiner Almen, wo man Wurst, Käse oder Milch konsumiert, gehört.
Unterwegs winkt noch ein Hirte mit seinen Hunden freundlich durch ein Nebelloch herüber, der mit seiner Schafherde und ein paar Ziegen am Steilhang unterhalb des Pfades abenteuerlich unterwegs ist.
Kurz vor dem Weiler Ravissa ist es dann wieder sonnig, ich bin unter den Wolken und man kann ins Tal und bis zur Po-Ebene schauen.
Zum x-ten Mal erschreckt mich ein von links wütend heran stürmender, wild bellender Hund. Gott sei Dank, bremst in seine Kette abrupt aus. Das ist schon eine Plage in Italien :-(
Kurz vor Succinto mündet der Pfad auf eine (Schotter-)Straße, die in Karte gar nicht eingezeichnet ist. Nachdem der kleine Weiler zwar schon vor 40-50 Jahren nacheinander Wasser, Strom und Telefon bekommen hatte, mußte trotzdem noch bis 2013 beschwerlicher Weg vom Tal gegangen bzw. Material mit Seilbahn transportiert werden.
Zwei Jahre wurde an der Straße für die paar Seelen gebaut, aber wahrscheinlich will man dadurch ein weiteres Geisterdorf verhindern. Nun ja, und wenn sich die verbliebenen Einwohner doch zum Wegzug entscheiden, haben es die Möbelpacker auch erheblich einfacher ;-)
Über einen schmalen Pfad geht es dann hinunter nach Fondo. Direkt an der alten Steinbogenbrücke ist die einzige Unterkunft, die ganze zwei 3-Bett-Zimmer hat: Gerade passend für Maike, Rani, Jeff und mich.
Das Essen ist gut, allerdings ist es ganz schön schmutzig in den Zimmern und die sanitären Anlagen im Restaurant sind in grausamem Zustand, aber wenigstens unser Bad im Obergeschoß ist OK.
Ich bin als letzter nach Jeff, Maike und Rani gestartet, was die nächsten Tage zur Routine werden soll.
Am nicht bewirtschafteten Rifugio Chiaromonte ist die 2000er Marke erreicht und äußerlich scheint das Gebäude für eine Selbstversorgerhütte nicht nur recht groß, sondern auch gut ausgestattet zu sein.
Den Schlüssel bekommt man auf der Alpe Chiaromonte 15 min weiter am Weg. Vermutlich hat Andrea hier genächtigt.
Als ich im Nebel unterhalb an der Alpe vorbei gehe, ruft mich der Almbauer, wie aus dem Bilderbuch (alt, Wetter-gegerbtes Gesicht, langer grauer Bart), an. Aber mit Kaffee kann er mich nicht locken und so wünscht er mir noch freundlich eine gute Reise und ich gehe weiter.
Kurze Zeit später treffe ich Maike und Rani auf der Suche nach Mittagspausenplatz und wir rasten zusammen, bevor es in die Querungen und Abstiege an größtenteils verlassenen Almen durch die Grashänge geht.
Die beiden waren dem Lockruf des Almbauern gefolgt und was sie vom dunklen Inneren (Ergebnis von Ruß und wenigen, kleinen Fenstern) und dem köchelnden Essen der Bäuerin erzählen, erinnert mich frappierend beispielsweise an die Obere Engbergalm zwischen Stein und Pfunders in Südtirol.
Augenscheinlich sind die italienischen Kontrolleure für EU-Hygiene- und Lebensmittelvorschriften genauso schlecht zu Fuß wie der Rest der Italiener ;-) - Und das ist gut so: Im Gegensatz zur andauernden Welle an industriellen Lebensmittelskandalen, wo jüngst ja erst wieder mindesten 12 Menschen in Dänemark starben, habe ich trotz aufmerksamer Lektüre von Berichten von Alpenrettungseinsätzen noch nie etwas ähnliches bzgl. kleiner Almen, wo man Wurst, Käse oder Milch konsumiert, gehört.
Unterwegs winkt noch ein Hirte mit seinen Hunden freundlich durch ein Nebelloch herüber, der mit seiner Schafherde und ein paar Ziegen am Steilhang unterhalb des Pfades abenteuerlich unterwegs ist.
Kurz vor dem Weiler Ravissa ist es dann wieder sonnig, ich bin unter den Wolken und man kann ins Tal und bis zur Po-Ebene schauen.
Zum x-ten Mal erschreckt mich ein von links wütend heran stürmender, wild bellender Hund. Gott sei Dank, bremst in seine Kette abrupt aus. Das ist schon eine Plage in Italien :-(
Kurz vor Succinto mündet der Pfad auf eine (Schotter-)Straße, die in Karte gar nicht eingezeichnet ist. Nachdem der kleine Weiler zwar schon vor 40-50 Jahren nacheinander Wasser, Strom und Telefon bekommen hatte, mußte trotzdem noch bis 2013 beschwerlicher Weg vom Tal gegangen bzw. Material mit Seilbahn transportiert werden.
Zwei Jahre wurde an der Straße für die paar Seelen gebaut, aber wahrscheinlich will man dadurch ein weiteres Geisterdorf verhindern. Nun ja, und wenn sich die verbliebenen Einwohner doch zum Wegzug entscheiden, haben es die Möbelpacker auch erheblich einfacher ;-)
Über einen schmalen Pfad geht es dann hinunter nach Fondo. Direkt an der alten Steinbogenbrücke ist die einzige Unterkunft, die ganze zwei 3-Bett-Zimmer hat: Gerade passend für Maike, Rani, Jeff und mich.
Das Essen ist gut, allerdings ist es ganz schön schmutzig in den Zimmern und die sanitären Anlagen im Restaurant sind in grausamem Zustand, aber wenigstens unser Bad im Obergeschoß ist OK.
Donnerstag, 14. August 2014
Tag 072: Badewannenkurven-Blindflug
Am Vorabend habe ich im Agriturismo noch ein Pärchen kennengelertn, die nach dem Englisch-sprachigen Cicerone-Führer gehen. Somit sind der Holländer und die Polin in Gegenrichtung von Süd nach Nord unterwegs und werden mir nicht mehr begegnen.
Auch die Familie taucht wider Erwarten nicht auf. Evtl. haben sie wie die Niederbayern es geplant hatten, weder Bahn benutzt, noch längere Etappe absolviert, sondern ab dem Kloster San Giovanni insgesamt drei Kurzetappen eingelegt.
Eine Verlängerung meiner letzten Etappe zur Aufrechterhaltung meines herausgelaufenen Vorsprungs hätte 2300 Hm bergab und am nächsten Tag mehr als 2000 Hm bergan bedeutet und dann wäre noch nicht mal ein Tag gewonnen gewesen. Nein, danke ;-)
Somit geht es heute gut 1000 Hm bergab und auf der anderen Talseite gegenüber mehr als 1100 Hm bergauf.
Am Morgen hängen die Wolken so dicht als Nebel am Hang, daß man stellenweise weniger als 30 m weit sehen kann. Auch mein Gefühl für Himmelsrichtungen in Bezug zum Weg ist völlig gestört.
So gehe ich erst völlig falsch, dann in Richtung, wo junge Leute scheinbar aus dem Tal hochkommen, um dann letztlich querfeldein strikt nach GPS zurück auf den Track zu steuern, da Weg sich verloren hatte.
Trotz GPS und höherer Sensibilisierung verliere ich noch mehrfach den Weg oder gehe dann einfach mal Alternativen.
Der Abstieg besteht überwiegend aus steinernen Maultierwegen, die auf Grund der Nässe und Steilheit, in Kombination mit den abgenutzten und runden Steinen sehr unangenehm zu gehen sind.
Letztlich werde ich heute mit Pausen für den Abstieg deutlich länger brauchen als für den späteren Aufstieg mit mehr Hm auf der anderen Seite.
Wenige 100 Hm über dem Talgrund hat man endlich Sicht und etwas Sonne. Man kann in die Po-Ebene schauen und das Tal entlang, wo die Autobahn in die Aosta-Region und letztlich durch den Mont-Blanc-Tunnel bis nach Frankreich führt - wobei man munkelt, der Tunnel wäre die Tage wegen Hochwasser gesperrt gewesen.
In Quincinetto im Tal befinde ich mich auf weniger als 300 Metern über dem Mittelmeer. Das ist bis zum Ende meiner Reise hoffentlich der tiefste Punkt, den ich geographisch zu durchschreiten habe.
Körperlich geht es mir im Aufstieg über Treppen, Pfade und hauptsächlich Maultierwege jedenfalls wieder deutlich besser, auch wenn er extrem Schweiß-treibend ist, vermutlich der Wärme von deutlich mehr als 25° und der Schwüle geschuldet, da letztlich alle Wanderer am Tagesziel von gleichem Eindruck berichten werden.
An der Kirche Santa Maria auf 920 m ziehe ich deshalb auch bis zur letzten Faser völlig durchnäßtes Hemd aus und ein frisches Unterhemd stattdessen an. Gerade als ich wieder weiter will, fängt es an zu regnen :-(
Ich ignoriere den Regen und es hört nach wenigen Minuten auch wieder auf. Allerdings komme ich jetzt wieder in die Wolken: Badewannenkurve geographisch und was das Wetter angeht.
Der Wanderführer liegt mit seiner zeitlichen Abschätzung der Aufstiegseinteilung Gott sei Dank komplett daneben und so bin ich bereits eine Stunde später am Agriturismo auf 1400 m.
Dort treffe ein vorerst letztes Mal Andrea, die allerdings schon wieder auf dem Sprung ist. Dafür lerne ich am Abend noch Jeff aus Thüringen und die Geschwister Rani und Maike aus der Heide, bzw. in Dänemark lebend, kennen, die in Quincinetto wieder in die GTA eingestiegen sind. Als Quartett werden wir die nächsten Tage Quartier zusammen beziehen und uns auch tagsüber immer wieder begegnen.
Auch die Familie taucht wider Erwarten nicht auf. Evtl. haben sie wie die Niederbayern es geplant hatten, weder Bahn benutzt, noch längere Etappe absolviert, sondern ab dem Kloster San Giovanni insgesamt drei Kurzetappen eingelegt.
Eine Verlängerung meiner letzten Etappe zur Aufrechterhaltung meines herausgelaufenen Vorsprungs hätte 2300 Hm bergab und am nächsten Tag mehr als 2000 Hm bergan bedeutet und dann wäre noch nicht mal ein Tag gewonnen gewesen. Nein, danke ;-)
Somit geht es heute gut 1000 Hm bergab und auf der anderen Talseite gegenüber mehr als 1100 Hm bergauf.
Am Morgen hängen die Wolken so dicht als Nebel am Hang, daß man stellenweise weniger als 30 m weit sehen kann. Auch mein Gefühl für Himmelsrichtungen in Bezug zum Weg ist völlig gestört.
So gehe ich erst völlig falsch, dann in Richtung, wo junge Leute scheinbar aus dem Tal hochkommen, um dann letztlich querfeldein strikt nach GPS zurück auf den Track zu steuern, da Weg sich verloren hatte.
Trotz GPS und höherer Sensibilisierung verliere ich noch mehrfach den Weg oder gehe dann einfach mal Alternativen.
Der Abstieg besteht überwiegend aus steinernen Maultierwegen, die auf Grund der Nässe und Steilheit, in Kombination mit den abgenutzten und runden Steinen sehr unangenehm zu gehen sind.
Letztlich werde ich heute mit Pausen für den Abstieg deutlich länger brauchen als für den späteren Aufstieg mit mehr Hm auf der anderen Seite.
Wenige 100 Hm über dem Talgrund hat man endlich Sicht und etwas Sonne. Man kann in die Po-Ebene schauen und das Tal entlang, wo die Autobahn in die Aosta-Region und letztlich durch den Mont-Blanc-Tunnel bis nach Frankreich führt - wobei man munkelt, der Tunnel wäre die Tage wegen Hochwasser gesperrt gewesen.
In Quincinetto im Tal befinde ich mich auf weniger als 300 Metern über dem Mittelmeer. Das ist bis zum Ende meiner Reise hoffentlich der tiefste Punkt, den ich geographisch zu durchschreiten habe.
Körperlich geht es mir im Aufstieg über Treppen, Pfade und hauptsächlich Maultierwege jedenfalls wieder deutlich besser, auch wenn er extrem Schweiß-treibend ist, vermutlich der Wärme von deutlich mehr als 25° und der Schwüle geschuldet, da letztlich alle Wanderer am Tagesziel von gleichem Eindruck berichten werden.
An der Kirche Santa Maria auf 920 m ziehe ich deshalb auch bis zur letzten Faser völlig durchnäßtes Hemd aus und ein frisches Unterhemd stattdessen an. Gerade als ich wieder weiter will, fängt es an zu regnen :-(
Ich ignoriere den Regen und es hört nach wenigen Minuten auch wieder auf. Allerdings komme ich jetzt wieder in die Wolken: Badewannenkurve geographisch und was das Wetter angeht.
Der Wanderführer liegt mit seiner zeitlichen Abschätzung der Aufstiegseinteilung Gott sei Dank komplett daneben und so bin ich bereits eine Stunde später am Agriturismo auf 1400 m.
Dort treffe ein vorerst letztes Mal Andrea, die allerdings schon wieder auf dem Sprung ist. Dafür lerne ich am Abend noch Jeff aus Thüringen und die Geschwister Rani und Maike aus der Heide, bzw. in Dänemark lebend, kennen, die in Quincinetto wieder in die GTA eingestiegen sind. Als Quartett werden wir die nächsten Tage Quartier zusammen beziehen und uns auch tagsüber immer wieder begegnen.
Tag 071: Knapp am Absturz vorbei
Nachdem ich gestern 10 h unterwegs war und knapp 1600 Hm aufgestiegen bin, bin ich heute froh, nur eine kürzere Etappe vor mir zu haben, da ich ja gestern schon den ersten Teil der heutigen Etappe gegangen war.
Der Regen läßt während des Frühstücks bereits nach und hört danach bald auf. Der Hüttenwirt gibt mir und Andrea, die als ich gehe noch beim Frühstück sitzt, noch mit, daß der untere Weg mittlerweile wieder freigeschlagen und gut markiert wurde, so daß man nicht mehr Umgehung über Klettersteig-ähnlichen Grat gehen muß, wie es im Wanderführer noch steht.
Der Weg hat es allerdings in sich und gerade mit den nassen Verhältnissen ist er alles andere als einfach zu gehen. Noch auf dem Grat mache ich auf den extrem rutschigen Felsen fast den Abflug und da ging es gerade nach vorne, links und rechts steil abwärts.
Puh, gerade noch gefangen. Ich komme mir nicht gerade vor, als hätte ich schon die Sicherheit von 70 Wandertagen auf dieser Tour intus und zweifle schon an mir.
Als Andrea mich kurz danach einholt, darf ich allerdings feststellen, daß es ihr genauso geht. Sie ist sogar zwei Mal gestürzt und hat sich u.a. Knie aufgeschlagen. Die Verhältnisse sind auf diesem nicht gerade gut am Hang mit viel Auf und Ab zu gehenden Steig (Weg ist eigentlich übertrieben) einfach schwierig.
Am Colle della Lace treffe ich Andrea wieder, die Wolken werden immer weniger und der Weg angenehmer. Oberhalb der Druer Alpe bietet sich nach etlichen Tagen mal wieder tolle Sicht:
An der Alpe nerven ein übler Hund, der nicht auf's Herrchen hört, fehlende Markierungen und Schlamm- bzw. Flußpfade.
Etwas tiefer legen wir Mittagspause ein und gehen anschließend gemeinsam über neu angelegten und dann bereits bestehenden Fahrweg bis zum Agriturismo Belvedere bei Trovinasse. Beim Plaudern verging der Abstieg wie im Fluge.
Das Agriturismo ist wirklich toll ausgebaut und bietet sogar kostenloses Wifi.
Ich habe mein Ziel erreicht, Andrea wird nach der Stärkung noch bis ins Tal und somit insgesamt mehr als 2300 Hm an diesem Tag absteigen. Beinhart !
Wobei ich zugeben muß, daß ich sie eher wegen des Wetters bedaure, denn das kann man sich nicht aussuchen: Kurz nachdem sie wieder aufgebrochen ist, fängt es zu schütten an.
Schön ein Dach über dem Kopf zu haben :-)
Der Regen läßt während des Frühstücks bereits nach und hört danach bald auf. Der Hüttenwirt gibt mir und Andrea, die als ich gehe noch beim Frühstück sitzt, noch mit, daß der untere Weg mittlerweile wieder freigeschlagen und gut markiert wurde, so daß man nicht mehr Umgehung über Klettersteig-ähnlichen Grat gehen muß, wie es im Wanderführer noch steht.
Der Weg hat es allerdings in sich und gerade mit den nassen Verhältnissen ist er alles andere als einfach zu gehen. Noch auf dem Grat mache ich auf den extrem rutschigen Felsen fast den Abflug und da ging es gerade nach vorne, links und rechts steil abwärts.
Puh, gerade noch gefangen. Ich komme mir nicht gerade vor, als hätte ich schon die Sicherheit von 70 Wandertagen auf dieser Tour intus und zweifle schon an mir.
Als Andrea mich kurz danach einholt, darf ich allerdings feststellen, daß es ihr genauso geht. Sie ist sogar zwei Mal gestürzt und hat sich u.a. Knie aufgeschlagen. Die Verhältnisse sind auf diesem nicht gerade gut am Hang mit viel Auf und Ab zu gehenden Steig (Weg ist eigentlich übertrieben) einfach schwierig.
Am Colle della Lace treffe ich Andrea wieder, die Wolken werden immer weniger und der Weg angenehmer. Oberhalb der Druer Alpe bietet sich nach etlichen Tagen mal wieder tolle Sicht:
An der Alpe nerven ein übler Hund, der nicht auf's Herrchen hört, fehlende Markierungen und Schlamm- bzw. Flußpfade.
Etwas tiefer legen wir Mittagspause ein und gehen anschließend gemeinsam über neu angelegten und dann bereits bestehenden Fahrweg bis zum Agriturismo Belvedere bei Trovinasse. Beim Plaudern verging der Abstieg wie im Fluge.
Das Agriturismo ist wirklich toll ausgebaut und bietet sogar kostenloses Wifi.
Ich habe mein Ziel erreicht, Andrea wird nach der Stärkung noch bis ins Tal und somit insgesamt mehr als 2300 Hm an diesem Tag absteigen. Beinhart !
Wobei ich zugeben muß, daß ich sie eher wegen des Wetters bedaure, denn das kann man sich nicht aussuchen: Kurz nachdem sie wieder aufgebrochen ist, fängt es zu schütten an.
Schön ein Dach über dem Kopf zu haben :-)
Mittwoch, 13. August 2014
Tag 070: Ungeplanter Endspurt
Am Vorabend mußte ich mich noch ernsthaft fragen, warum ich einen Rother WANDERführer gekauft habe (sogar 2x), wenn dieser Kurz-Etappe mit 3:15 h am nächsten Tag zu Kloster und Pilgerstätte Oropa ausweist und dann die Null-Linie der nächsten Tagesetappe mit mehr als 6:30 h plötzlich an der BERGstation der Seilbahn ohne weitere Hinweise auf Wanderweg und Zeit für den Aufstieg beginnt.
Das ist ganz schön unverschämt.
Mein Plan ist deshalb, noch ca. 2,5 h für die 700 Aufstiegsmeter zu investieren und in einer der beiden Hütten neben der Seilbahnstation zu übernachten, statt im Massentrubel des Klosters mit mehr als 570 (FÜNFHUNDERTSIEBZIG) Betten und 13 Restaurants zu bleiben.
Aber eines nach dem anderen: Der Pfad führt heute erstmal am Hang entlang, auf schmalem Weg durch den Wald, mit wenig Höhendifferenzen. Das hohe Gras ist gut naß und nach 1,5 h kommt auch mal wieder Wasser von oben - hatten wir ja schon lange nicht mehr.
Gott sei Dank, hält der Regen nicht lange an und als ich oberhalb der beeindruckenden Klosteranlagen von Oropa ankomme, heben sich die zuvor tiefhängenden Wolken leicht und etwas Sonne kommt kurzzeitig durch.
Statt die schwarze Madonna zu besichtigen, melde ich mal lieber erst auf Hütte an. Dann das böse Erwachen: Beide Hütten sind (angeblich) voll.
Nun ist guter Rat teuer bzw. anstrengend: Zur nächsten Hütte sind es von der Bergstation nochmal 2,5 h, die Wetterlage ist instabil und es ist schon 13:00 Uhr. Im Rifugio Coda hat man noch Bett für mich, also avisiere ich mich für 18:00 und sehe zu, daß ich schleunigst Land gewinne. Gut, daß ich Lutheraner bin, da wird mir der Herrgott die der Situation geschuldete Ignoranz der Madonna nachsehen :-)
In knapp 2 h ist die Bergstation erreicht und den telefonischen Auskünften kann ich noch weniger Glauben schenken: Die eine Hütte ist schlicht verrammelt und an der anderen Hütte Freitag Nachmittag tote Hose - bei der ungemütlichen Wolken-Nebel-Suppe auch kein Wunder.
Nichtsdestotrotz muß ich weiter. Als die Wolken mal kurz aufreißen kann ich noch alte, verlassene Bergstation einer weiteren Seilbahn am Mucrone-Gipfel kurz erkennen, dann muß ich über die Scharte Bocchetta del Lago auf gut 2000 m weiter.
Nun geht es in Blockwerk, der Nebel wird immer dichter und es fängt an zu regnen :-(
Der Weg zieht sich, es geht auf und ab und zig mal ums Eck.
Hinter einem der Ecken schaut mich von einer Felskante ein Prachtkerl von Steinbock an. Der hätte ja auch mal besseres Wetter aussuchen können ;-)
Zwei Ecken weiter warten gleich drei der imposanten Gesellen auf mich, nur wenige Meter entfernt.
Mit der ausführlichen Foto-Session, dem nicht ganz einfachen Weg und dem durchwachsenen Wetter brauche ich eine gute Stunde länger als im Führer angegeben.
Gewitter und Sturm setzen glücklicherweise erst ein, als ich die Coda-Hütte schon sehe und nur noch wenige Minuten dorthin habe.
Neben vier Italienern treffe ich auch Andrea, die Zelt-Weit-Wanderin wieder: Knapp 2300 m ist bei bestem Willen zu hoch zum Zelten, so daß auch sie heute mal auf der Hütte übernachtet.
Schon alleine die Panacotta zum Nachtisch ist die Einkehr auf der Hütte mehr als wert:
Die nassen Schuhe dürfen sogar in die Stube an den Ofen, dafür drückt der Sturm etwas Regen in mein Lager - aber das Bett bleibt trocken, das ist mal die Hauptsache.
Das ist ganz schön unverschämt.
Mein Plan ist deshalb, noch ca. 2,5 h für die 700 Aufstiegsmeter zu investieren und in einer der beiden Hütten neben der Seilbahnstation zu übernachten, statt im Massentrubel des Klosters mit mehr als 570 (FÜNFHUNDERTSIEBZIG) Betten und 13 Restaurants zu bleiben.
Aber eines nach dem anderen: Der Pfad führt heute erstmal am Hang entlang, auf schmalem Weg durch den Wald, mit wenig Höhendifferenzen. Das hohe Gras ist gut naß und nach 1,5 h kommt auch mal wieder Wasser von oben - hatten wir ja schon lange nicht mehr.
Gott sei Dank, hält der Regen nicht lange an und als ich oberhalb der beeindruckenden Klosteranlagen von Oropa ankomme, heben sich die zuvor tiefhängenden Wolken leicht und etwas Sonne kommt kurzzeitig durch.
Statt die schwarze Madonna zu besichtigen, melde ich mal lieber erst auf Hütte an. Dann das böse Erwachen: Beide Hütten sind (angeblich) voll.
Nun ist guter Rat teuer bzw. anstrengend: Zur nächsten Hütte sind es von der Bergstation nochmal 2,5 h, die Wetterlage ist instabil und es ist schon 13:00 Uhr. Im Rifugio Coda hat man noch Bett für mich, also avisiere ich mich für 18:00 und sehe zu, daß ich schleunigst Land gewinne. Gut, daß ich Lutheraner bin, da wird mir der Herrgott die der Situation geschuldete Ignoranz der Madonna nachsehen :-)
In knapp 2 h ist die Bergstation erreicht und den telefonischen Auskünften kann ich noch weniger Glauben schenken: Die eine Hütte ist schlicht verrammelt und an der anderen Hütte Freitag Nachmittag tote Hose - bei der ungemütlichen Wolken-Nebel-Suppe auch kein Wunder.
Nichtsdestotrotz muß ich weiter. Als die Wolken mal kurz aufreißen kann ich noch alte, verlassene Bergstation einer weiteren Seilbahn am Mucrone-Gipfel kurz erkennen, dann muß ich über die Scharte Bocchetta del Lago auf gut 2000 m weiter.
Nun geht es in Blockwerk, der Nebel wird immer dichter und es fängt an zu regnen :-(
Der Weg zieht sich, es geht auf und ab und zig mal ums Eck.
Hinter einem der Ecken schaut mich von einer Felskante ein Prachtkerl von Steinbock an. Der hätte ja auch mal besseres Wetter aussuchen können ;-)
Zwei Ecken weiter warten gleich drei der imposanten Gesellen auf mich, nur wenige Meter entfernt.
Mit der ausführlichen Foto-Session, dem nicht ganz einfachen Weg und dem durchwachsenen Wetter brauche ich eine gute Stunde länger als im Führer angegeben.
Gewitter und Sturm setzen glücklicherweise erst ein, als ich die Coda-Hütte schon sehe und nur noch wenige Minuten dorthin habe.
Neben vier Italienern treffe ich auch Andrea, die Zelt-Weit-Wanderin wieder: Knapp 2300 m ist bei bestem Willen zu hoch zum Zelten, so daß auch sie heute mal auf der Hütte übernachtet.
Schon alleine die Panacotta zum Nachtisch ist die Einkehr auf der Hütte mehr als wert:
Die nassen Schuhe dürfen sogar in die Stube an den Ofen, dafür drückt der Sturm etwas Regen in mein Lager - aber das Bett bleibt trocken, das ist mal die Hauptsache.
Tag 069: Keine Extratouren
Als ich nach dem Frühstück meine Sachen im Rifugio Rivetti zusammen gepackt habe, ist Corinna schon auf dem Weg ins Tal.
Der Rest der Familie und Sebastian der Musiker turnen noch auf der Slackline vor der Kulisse des Abgrunds ins Tal herum - aber mir ist das zu heikel, soll sich der eine oder andere dabei selbst im fränkischen Flachland schon übel verletzt haben.
Über 1100 Hm geht es vom Rifugio nach Piedicavallo ins Tal. Corinna, die abwärts noch langsamer als ich gehen muß, ist bei der Hälfte eingeholt und zu mir wiederum hat der Rest der Familie aufgeschlossen.
Im Aufstieg sind am Vormittag überraschend viele Italiener unterwegs. Die werden doch nicht noch das Wandern massenhaft für sich entdecken ? - Nein, ist hier wohl weiterhin nur eine Randerscheinung.
Aus dem Tal soll man laut Führer 600 Hm zum Col Vernetto aufsteigen, um danach wieder ins gleiche Tal abzusteigen und 2 km weiter rauszukommen. Schmackhaft soll einem dies durch vorzügliche Polenta am Gipfel gemacht werden. Da ich weder auf Polenta noch auf unnötige Abstiege stehe (Anstiege sind weniger das Thema), spare ich mir den Schlenker und gehe direkt durchs Tal, mangels Fund des Einstiegs in den Flußweg direkt an der Straße entlang. Diese ist breit, kaum befahren und führt mitten DURCH (!) eine Kirche: Echt skurril.
Als ich vom kleinen Abstecher am Friedhof Rosazzas vorbei, über alte Steinbrücke hinter dem Ort wieder auf die Straße für den Weiterweg komme, sehe ich gerade Andrea den Ort über die Straße verlassen.
Sie war gestern noch komplett abgestiegen und hatte auf Picknick-Platz am Fluß in Piedicavallo gezeltet. Zusammen steigen wir zum Kloster San Giovanni auf.
Das ist mein heutiges Tagesziel und für sie Zwischenstation, um eigenen und Handy-Akku nachzuladen.
Zur illustren Runde am Nachmittag gesellt sich nicht nur Corinna, sondern auch noch vier nette Niederbayern: Xaver und "seine drei Mädels" (seine Frau und zwei Freundinnen). Sehr erfrischend: Selten einen Altbayern so über CSU-Filz und München schimpfen hören ;-)
Die vier sind nach etwas Abstinenz dieses Jahr wieder am GTA unterwegs und haben noch 4 Etappen vor sich.
Martin und Amelie kommen mal wieder recht spät und just rechtzeitig zum Abendessen. Mal davon abgesehen, daß der Umweg deutlich mehr als 1 h länger ist (selbst wenn einen nicht Andrea den Berg hoch scheucht ;-), haben sich die beiden im Abstieg auch noch verlaufen.
Das Menü fällt heute mit zwei Gängen und überschaubaren Portionen klosterlich spartanisch aus, da müssen eben Brot und Crissini-Stängchen herhalten.
Der Rest der Familie und Sebastian der Musiker turnen noch auf der Slackline vor der Kulisse des Abgrunds ins Tal herum - aber mir ist das zu heikel, soll sich der eine oder andere dabei selbst im fränkischen Flachland schon übel verletzt haben.
Über 1100 Hm geht es vom Rifugio nach Piedicavallo ins Tal. Corinna, die abwärts noch langsamer als ich gehen muß, ist bei der Hälfte eingeholt und zu mir wiederum hat der Rest der Familie aufgeschlossen.
Im Aufstieg sind am Vormittag überraschend viele Italiener unterwegs. Die werden doch nicht noch das Wandern massenhaft für sich entdecken ? - Nein, ist hier wohl weiterhin nur eine Randerscheinung.
Aus dem Tal soll man laut Führer 600 Hm zum Col Vernetto aufsteigen, um danach wieder ins gleiche Tal abzusteigen und 2 km weiter rauszukommen. Schmackhaft soll einem dies durch vorzügliche Polenta am Gipfel gemacht werden. Da ich weder auf Polenta noch auf unnötige Abstiege stehe (Anstiege sind weniger das Thema), spare ich mir den Schlenker und gehe direkt durchs Tal, mangels Fund des Einstiegs in den Flußweg direkt an der Straße entlang. Diese ist breit, kaum befahren und führt mitten DURCH (!) eine Kirche: Echt skurril.
Als ich vom kleinen Abstecher am Friedhof Rosazzas vorbei, über alte Steinbrücke hinter dem Ort wieder auf die Straße für den Weiterweg komme, sehe ich gerade Andrea den Ort über die Straße verlassen.
Sie war gestern noch komplett abgestiegen und hatte auf Picknick-Platz am Fluß in Piedicavallo gezeltet. Zusammen steigen wir zum Kloster San Giovanni auf.
Das ist mein heutiges Tagesziel und für sie Zwischenstation, um eigenen und Handy-Akku nachzuladen.
Zur illustren Runde am Nachmittag gesellt sich nicht nur Corinna, sondern auch noch vier nette Niederbayern: Xaver und "seine drei Mädels" (seine Frau und zwei Freundinnen). Sehr erfrischend: Selten einen Altbayern so über CSU-Filz und München schimpfen hören ;-)
Die vier sind nach etwas Abstinenz dieses Jahr wieder am GTA unterwegs und haben noch 4 Etappen vor sich.
Martin und Amelie kommen mal wieder recht spät und just rechtzeitig zum Abendessen. Mal davon abgesehen, daß der Umweg deutlich mehr als 1 h länger ist (selbst wenn einen nicht Andrea den Berg hoch scheucht ;-), haben sich die beiden im Abstieg auch noch verlaufen.
Das Menü fällt heute mit zwei Gängen und überschaubaren Portionen klosterlich spartanisch aus, da müssen eben Brot und Crissini-Stängchen herhalten.