Nach einem ausgiebigen Frühstück im Agriturismo Le Capanne, u.a. mit hausgemachtem Fruchtjoghurt, geht es bergan durch den Nebel. Nicht ganz so dicht wie am Vortag und zu weilen tut sich gar für ein paar Minuten Lücke auf und man kann mal kurz ein größeres Stückchen weit sehen.
Ich bin als letzter nach Jeff, Maike und Rani gestartet, was die nächsten Tage zur Routine werden soll.
Am nicht bewirtschafteten Rifugio Chiaromonte ist die 2000er Marke erreicht und äußerlich scheint das Gebäude für eine Selbstversorgerhütte nicht nur recht groß, sondern auch gut ausgestattet zu sein.
Den Schlüssel bekommt man auf der Alpe Chiaromonte 15 min weiter am Weg. Vermutlich hat Andrea hier genächtigt.
Als ich im Nebel unterhalb an der Alpe vorbei gehe, ruft mich der Almbauer, wie aus dem Bilderbuch (alt, Wetter-gegerbtes Gesicht, langer grauer Bart), an. Aber mit Kaffee kann er mich nicht locken und so wünscht er mir noch freundlich eine gute Reise und ich gehe weiter.
Kurze Zeit später treffe ich Maike und Rani auf der Suche nach Mittagspausenplatz und wir rasten zusammen, bevor es in die Querungen und Abstiege an größtenteils verlassenen Almen durch die Grashänge geht.
Die beiden waren dem Lockruf des Almbauern gefolgt und was sie vom dunklen Inneren (Ergebnis von Ruß und wenigen, kleinen Fenstern) und dem köchelnden Essen der Bäuerin erzählen, erinnert mich frappierend beispielsweise an die Obere Engbergalm zwischen Stein und Pfunders in Südtirol.
Augenscheinlich sind die italienischen Kontrolleure für EU-Hygiene- und Lebensmittelvorschriften genauso schlecht zu Fuß wie der Rest der Italiener ;-) - Und das ist gut so: Im Gegensatz zur andauernden Welle an industriellen Lebensmittelskandalen, wo jüngst ja erst wieder mindesten 12 Menschen in Dänemark starben, habe ich trotz aufmerksamer Lektüre von Berichten von Alpenrettungseinsätzen noch nie etwas ähnliches bzgl. kleiner Almen, wo man Wurst, Käse oder Milch konsumiert, gehört.
Unterwegs winkt noch ein Hirte mit seinen Hunden freundlich durch ein Nebelloch herüber, der mit seiner Schafherde und ein paar Ziegen am Steilhang unterhalb des Pfades abenteuerlich unterwegs ist.
Kurz vor dem Weiler Ravissa ist es dann wieder sonnig, ich bin unter den Wolken und man kann ins Tal und bis zur Po-Ebene schauen.
Zum x-ten Mal erschreckt mich ein von links wütend heran stürmender, wild bellender Hund. Gott sei Dank, bremst in seine Kette abrupt aus. Das ist schon eine Plage in Italien :-(
Kurz vor Succinto mündet der Pfad auf eine (Schotter-)Straße, die in Karte gar nicht eingezeichnet ist. Nachdem der kleine Weiler zwar schon vor 40-50 Jahren nacheinander Wasser, Strom und Telefon bekommen hatte, mußte trotzdem noch bis 2013 beschwerlicher Weg vom Tal gegangen bzw. Material mit Seilbahn transportiert werden.
Zwei Jahre wurde an der Straße für die paar Seelen gebaut, aber wahrscheinlich will man dadurch ein weiteres Geisterdorf verhindern. Nun ja, und wenn sich die verbliebenen Einwohner doch zum Wegzug entscheiden, haben es die Möbelpacker auch erheblich einfacher ;-)
Über einen schmalen Pfad geht es dann hinunter nach Fondo. Direkt an der alten Steinbogenbrücke ist die einzige Unterkunft, die ganze zwei 3-Bett-Zimmer hat: Gerade passend für Maike, Rani, Jeff und mich.
Das Essen ist gut, allerdings ist es ganz schön schmutzig in den Zimmern und die sanitären Anlagen im Restaurant sind in grausamem Zustand, aber wenigstens unser Bad im Obergeschoß ist OK.
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