Sonntag, 15. Juni 2014

Tag 016: Respektiere deine Grenzen

Kärnten ist Bärengebiet. Darauf weisen überall gelbe Schilder informativ hin. Nachdem die meisten Anwohner aus der Fraktion Petz zu den Analphabeten gehören dürften, sind sie wahrscheinlich für uns Menschen gemacht und ich hoffe einfach mal, daß die bärigen Informationen und Hinweise auch jemand den Vierbeinern nahe gelegt hat - nicht daß noch einer zum Problembär ernannt und von bayerischen Scharfschützen verfolgt wird.
An einer der Tafeln war auch noch ein Zusatz angebracht: "Respektiere deine Grenzen". Wohl wahr und auch in vielerlei übertragenem Sinne anwendbar. Ich werde mich in den nächsten Tagen wohl wegen zu viel Altschnee vom Karnischen Höhenweg verabschieden müssen, aber Grenzen respektieren kann ja auch andere Wege finden heißen.

Heute kam ich an einigen Almen unterwegs vorbei und auf einer war sogar schon tierisch was los:


Den respektvollen Abstand hat übrigens die Dame neugierig verkürzt.

Unterwegs hat heute eine Einheimische zu mir aufgeschlossen und wir sind eine Weile zusammen gegangen (es ging nicht bergauf, da konnte ich durch geschickte Atemtechnik trotz Unterhaltung halbwegs Schritt halten). Dabei einiges gelernt, u.a. daß man in Ankergestein keineswegs Felsanker setzt, sondern eine klare zeitliche Verortung in den Sedimentsschichten, die man hier vorfindet, ermöglicht.

Mit Herrn Waldy habe ich bereits am Vorabend Treffpunkt T-34 ausgemacht. Klingt kryptisch ? Nö, eher nach stahlharter Realität:


Vom Steinberg, dem Aussichtshügel gen Süden, in die Julischen Alpen, spute ich mich deutlich hinab in Richtung Wurzenpaß (der westlichste und niedrigste Paß über die Karawanken nach Slowenien) zu kommen, da es mal wieder deutlich nach Regen aussieht. Obwohl ich nur die Hälfte der angegebenen Zeit brauche, fängt es auf der Hälfte das Nieseln an. Gleiches Spiel wie gestern: Ausziehen, Sachen wegpacken, Rucksack einkleiden, Regenhut auf und weiter. Wie gestern hört das Nieseln irgendwann wieder auf.

Der russische T-34-Panzer am Paß ist gleich erspäht, der freundliche Herr Waldy vom gleichnamigen Gästehaus im Tal zwecks Transfer verständigt, die Wartezeit genügt aber nicht, um den D5-Micro am Tank zu lokalisieren.
Eigentlich ist diese Art von Panzer dort sowieso völlig deplatziert, aber wie ich erfahre, soll der sowieso nur auf Bunkermuseum hinweisen.
Die Erzählungen bergab verdeutlichen auch mal wieder, daß die ruhigen und friedlichen Zeiten hier noch gar nicht so lange währen: Aus den Bunkern zeigten die Kanonen direkt auf den Paß und als 2 serbische Panzer während der Balkankriege auftauchten, hatte man den Finger am Abzug.

Slowenien ist längst in der EU, zahlt mit Euro und der 83-jährige Gästehausbesitzer ist froh um den Frieden, die Ruhe und das sommerliche Geschäft. Seit 20 Jahren ist er in Pension und hat aber sichtlich Spaß und Lebensfreude an ein paar Gästen. Auch wenn er und seine Frau seit ein paar Jahren keinen Restaurantbetrieb mehr betreiben, die sog. Kleinigkeiten schaffe ich trotz 8h-Wandertag nicht komplett zu verputzen, wobei die Wurst auf dem Brotzeitteller  super lecker und noch dazu selbst gemacht ist. Respekt !



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