Heute geht es an Bruneck vorbei, weiter das Pustertal hinab. Die Sonne brennt mit knapp 30° herab, aber heute bin ich vorbereitet, der Weg verläuft auch oft im Schatten und im Gegensatz zu gestern, geht der Asphaltanteil nicht mehr gen 100%, sondern det Pustertalradweg weist auch große Schotterstücken auf bzw. an der Flußpromenade nach Bruneck ist der Weg zweigeteilt: Die Radler haben Teer (was insbesondere die vielen Rennradler erfreuen dürfte) und die Fußgänger leichten Schotter.
In Bruneck spaziere ich noch durch irgendwelche Dreharbeiten - aber wenn die auch nur Leute am Zugang von der Fußgängerzone postieren und nicht am viel genutzten Rad- und Fußweg an der Flußpromenade - naja, ich als Amerikaner verstehe ja kein Italienisch, wie die aufgeregt gestikulierende junge Dame in verbaler Schlagdistanz gleich realisiert ... ;-)
Erstmals auf meiner Reise traf ich heute Leute, die schon länger als ich unterwegs sind (obwohl der Mann nichtmal einen Bart hatte !):
Ein norddeutsches Rentnerehepaar auf fett bepackten Fahrrädern, ist gerade auf dem Rückweg zum Auto in Ingolstadt, wo sie vor sechs Wochen an der Donau entlang gen Budapest gestartet waren - die haben sich wohl noch nicht mit Jobsti näher unterhalten ... - wobei ein 10.000 km Europa-Tour-Radwandercache natürlich sicher auch was hätte - nun ja, für mich weniger :-)
Im Gegensatz zu den teilweise verbissen dreinblickenden Radlern - und auch allen anderen der schnellen Fortbewegung frönenden - habe ich mich heute dagegen wieder an großen Schmetterlingen, bunten Libellen und flinken Eidechsen erfreut.
Mein Highlight des Tages war heute ein längeres Gespräch am Weg mit einem Südtiroler Imker (in voller Kampfausstattung an seinen Bienenkästen). Erst letztes Jahr kam hier ein anderer Weitwanderer vorbei, den er dann spontan sogar ein Stündchen begleitet hat. Er und seine Frau bzw. Freunde sind eher die Radler (zumindest bis zu seiner Knie-OP im letzten Jahr und er ist gerade Mitte 50). Bereits mit 16 Jahren - nach der Schule - wollte er mit dem Bruder nach Passau zum Onkel radeln. Nur die Jungs trauten sich ewig nicht, es dem Vater zu sagen, der auch noch vom Krieg in Rußland geprägt war.
Als sie denn doch mit der Idee hinter dem Ofen hervorkommen, gibt es allerdings nicht das erwartete Theater, sondern der Vater meint nur: "Wenn Du niemals wirklich unterwegs und weg gewesen bist, dann kommst Du nie richtig nach Hause." Und so fuhren
Als einer der Söhne des Imkers dann seine erste eigene Tour nach Ungarn geplant hat, hat ihm der Vater einen Reiseführer geschenkt und mit eben dieser Widmung versehen.
Ein sehr treffender und in Hinblick auf den Kriegshintergrund vielleicht auch noch tiefsinnigerer Satz, wie ich finde.
Die bildliche Vorstellung, daß der Imker mit drei Radlfreunden unterwegs, wenn die spontane Quartiersuche mal nicht geklappt hätte, auch in einer Telefonzelle untergekommen wäre und nicht gefroren hätte, entlockt mir dann noch ein schallendes Lachen, bevor ich denn doch mal weitergehe, es liegt heute noch ein ganzes Stück Weg vor mir, aber unter anderem diese Begegnung machen solch eine Reise aus ...
Tagesziel erreicht. Hier läßt es sich trotz mittelprächtiger Bewertungen im Netz aushalten:
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