Nachdem ich in der Tibethütte oberhalb des Stilfser Jochs und noch dazu im zweiten Stock am Vorabend wohl mein bisher mit Abstand höchstes Duschbad genommen hatte, hieß es heute Morgen ab durch die Waschküche vor der Tür und zuallererst durch den Trubel am Paß. Bereits am Morgen war die italienische Auffahrt wegen eines Radrennens mit Ziel am Joch gesperrt worden.
Am Schweizer Haus an der Dreisprachen-Spitze ging es wie am Vortag vorbei und dann allerdings über die Grenze zu einer kurzen ersten Stippvisite nach Graubünden, die am Umbrailpaß allerdings schon wieder beendet war: Zurück nach Italien, diesmal allerdings in die Lombardei, und dann gen Westen und hinauf zu den Geschützstellungen der Italiener auf knapp 2800 m, wo mir just eine ganze Horde österreichischer Mountainbiker entgegen kommt.
Bemerkenswert: Sowohl die österreichische, als auch die italienische Generalität hatte eine Verletzung der Schweizer Neutralität durch die jeweilige Gegenseite in Betracht gezogen und entsprechende Vorkehrungen bei einer solchen Umgehung des Stilfser Jochs getroffen.
De-facto hatte sich aber an der ganzen Ortlerfront trotz der technischen (qualitativ und quantitativ) Überlegenheit der italienischen Artillerie nichts entscheidendes bewegt.
Heute ist bisher wahrscheinlich der Tag mit den meisten technischen Halts: Anorak an. Anorak aus. Foto rein. Foto raus ...
Nichtsdestotrotz kann es eigentlich nicht nur daran gelegen haben, daß ich erst nur gefühlt spät dran war und später richtig.
Über die Staumauer des Lago di Cancano gehe nicht nur ich am Nachmittag, sondern auch mal wieder ein heftiger Schauer herunter, bevor eine Viertelstunde später wieder die Sonne scheint.
An der Abzweigung nach Westen in den Serpentinen von S. Antonio kommt dann die bittere Wahrheit in Form eines Wegweisers: Bis zum Tagesziel in Arnoga sind es noch weitere 3 Stunden.
Die 25 km aus der Beschreibung sind längst Farce und am Ende des Tahes wird das GPS fast 34 km anzeigen.
Also ab in die Verlängerung, eine Entscheidung muß herbeigeführt werden, so unentschieden kann das ja nicht ausgehen.
Platzwunden habe ich keine, Krämpfen kann ich im Ansatz ausweichen und die Erschöpfung wird mit zweimal einem halben Traubenzucker bis zum Ziel hinausgezögert.
Letztlich war Ziel und Unterkunft eine sehr gute Wahl: Die letzten 12 km verlief die Schotterstraße auf nahezu einem Niveau an den Hängen entlang und Verpflegung und Zimmer im Hotel sind super.
An der Rezeption gibt es dann gleich noch eine Besonderheit, nachdem der freundliche Herr meinen Ausweis kopiert hat: Neben Zeit für Abendessen und Frühstück, gibt es noch Zeit für Germania - Argentina in der Disco.
Da ich heute selbst schon die volle Verlängerung durchhalten mußte und es in der Disko lausig kalt ist (von italienischem Jubel bei argentinischen Abseitstoren mal ganz zu schweigen), ist für mich zur Halbzeit allerdings Schluß. Der Fernseher auf dem Zimmer hat zwar 400 Programme in ca. 20 Sprachen, allerdings ist nirgends Fußball zu sehen - scheiß Lizenz-Kleinstaaterei :-(
Die Augen fallen mir nach DEM Tag bereits zu. Folglich stelle ich Wecker auf entscheidende Zeiten und verbringe die letzten 10 Minuten der Verlängerung auf dem Klo mit der Refresh-Taste: Der einzigen Stelle in meinen Zimmern mit WLAN-Empfang.
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