Sonntag, 14. September 2014

Tag 091: Raus aus der Suppe, rinn' in die Kartoffeln

Zum Start geht es heute über eine quasi mit Natursteinen gepflasterte Mulattiera den Hang entlang aufwärts, bis man auf eine Schotterstraße einbiegt, die das enge Zugangs-Tal "Piano dei Morti" gen Süden entlang führt, bis sich später das Tal wieder weiten soll.

Die Feuchtigkeit der Nacht hat den einen oder anderen speziellen Zeitgenossen am Wegesrand zu Tage gefördert: Alpensalamander. Putzige Tierchen ... 


Die Kletterer in den Zelten am Weg schlafen natürlich noch als ich schrittweise, mit zunehmender Höhe dem Nebel/den Wolken entsteige.


Nach 1,5 Stunden komme ich am Rifugio vorbei, wo einige sich gerade startbereit machen, die Tübinger sind augenscheinlich schon weg. Ich bin also mal wieder auf der Jagd ... ;-)

Nach Querung des Hochtals und Überschreitung des Flußes geht es auf eine alte Militärstraße, die auf der Ostseite des Tals stetig bergauf führt. Die gleichmäßige Steigung läßt sich sehr gut gehen und so kann ich meinen Vorsprung vor den Wolken halten: Das Rifugio Jervis ist mittlerweile in der nach oben kommenden Wolkensuppe verschwunden, dafür hole ich nach und nach die einzelnen Teilgrüppchen der Tübinger ein.

Kurz vor dem Colle Barant Paß befindet sich der "Giardino Botanico Peyronel". In diesem Alpen-Garten ist eigentlich um diese Jahreszeit Ende August schon längst geschlossen, in diesem Jahr ist aber nach dem langen Winter mit dem vielen Schnee alles ein paar Wochen verzögert und so ist noch ein ehrenamtlicher Vertreter hier, wo die Organisatoren der AV-Truppe auf die Schnelle eine Führung organisiert haben.
Nach einer Foto- und Brotzeit-Pause lasse ich mich nicht mehrfach bitten und gehe auch mit durch die am Hang angelegte Anlage. Sehr nett und ein paar Pflanzen blühen sogar noch !


Nach ein paar Bunkern kurz unter dem Übergang geht es auf der anderen Seite leicht bergab an einer weiteren Berghütte vorbei, die in privatem Besitz und nun wieder bewirtschaftet ist.

Kurz danach geht es wieder hinein in die Kartoffeln -äh- die Suppe, die nicht nur die Sicht einschränkt, sondern auch alle Geräusche merkwürdig dämpft bis verschluckt:


Mitten im Nebel passiert mich bei einem kurzen Stopp ein Mädel und spricht mich auf Englisch an. Ich will nicht unhöflich erscheinen, weswegen ich sie erst ausreden lassen, bevor ich meine "Christine, wir können auch Deutsch reden."
Sie ist baff.
Woher ich nur weiß ... ?
Nun, was soll ich da sagen ? Der Strecken-Funk !
Bereits seit einiger Zeit weiß ich, daß ein Mädel aus Braunschweig alleine die ganze GTA am Stück (ca. 10 Wochen) gen Süden abwandert. Hier im Nebel habe ich sie also getroffen und voll ins Schwarze getroffen. Manchmal habe ich eben auch mal Recht ;-)

Gemeinsam gehen wir noch das Stück bis zum heutigen Ziel, dem Rifugio Barbara Lowrie. Dort gibt es sogar den (optisch) passenden Schnaps zur Weste von Christine:


Worauf Frauen immer so alles achten müssen ... *lol* ;-)

In der Unterkunft treffe ich abends auch Susanne und Eberhard aus Pforzheim wieder: Sie waren die letzten Tage auf anderem Wege (weiter westlich) gen Süden gegangen und heute auf wohl höchst abenteuerlichen Wegen wieder auf die Hauptroute zurück gekommen. Sie sollten sich super mit Christine verstehen und mit dieser die nächste Zeit zusammen unterwegs sein.

Neben weiteren GTA-Wanderern ist auch ein Ehepaar mit Kind hier, die zusammen kurz vor Abschluß ihrer Monviso-Umrundung sind. Max, der 6-jährige Sohn ist wirklich faszinierend zu beobachten: Der Vater ist völlig fertig und erschöpft, der Junge läßt sich einen Fußball geben und ist auch am Abend noch kaum zu bremsen. Energiebündel, nennt man das wohl :-)

Eine Besonderheit auf italienischen Hütten: Die Wirte optimieren nicht per se die Packdichte in Ihren Zimmern/Lagern, sondern achten auf soziale Zusammenhänge, Gruppendynamik und auch möglichst viel Privatsphäre untereinander. So bekommen beispielsweise Christine und ich jeweils ein Mehrbett-Zimmer zur Allein-Nutzung. Ganz so alleine fühlte ich mich allerdings nicht: Ich hatte kein Fenster nach draußen, sondern quasi in einen unausgebauten Dachbodenteil. Dort vor meinem Fenster lag ein Korb und der Hüttenhund schaute mich mit seinen treuen Augen an. Ich fühlte mich wahrlich gut behütet in dieser Nacht.

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