Am Morgen bin ich zwar bereits recht früh wach, aber irgendwie ist vor dem Fenster bzw. vor der Hintertür bereits richtig Trubel: Bereits vor 7 Uhr spurtet ein Bergläufer nach dem anderen vorbei. Heute wird auf mehreren Strecken am Monviso ein Lauf ausgetragen.
In meinem jugendlichen Leichtsinn schwöre ich - mit einem dicken Grinsen im Gesicht - den einen oder anderen SICHERLICH noch einzuholen.
ICH.
Nach dem Frühstück.
Mit meinem fetten Hinkelstein am Rücken.
Statt der Straße zum Pian del Re gibt es einen wunderbaren Wanderweg durch den Talgrund und letztlich in einem Steilanstieg über Serpentinen und Stufen nach oben und direkt ins Chaos: Ein riesiger Parkplatz am Ende der Welt muß überquert werden, bevor es auf eine wahre Wander-Autobahn geht.
Menschenmassen gehen hier die paar Meter zur Po-Quelle und ein Teil auch noch ein Stück weiter. Die Halbschuhtouristen sind ganz unterschiedlicher Nationalität und irgendwie bin ich etwas irritiert und so verpeilt, daß ich nicht mal die Dose in der Nähe der Quelle finde. Trotz Spoilerbild.
Dafür habe ich mit den Badensern wirklich auch ein paar eher ruhige Minuten an der Quelle, bevor ich dann weitergehe. Hier hat also quasi der ganze Nebel in den Seitentälern seinen ursprünglichen Ursprung. Hier braut Miraculix quasi die Ur-Suppe.
Momentan ist aber tollstes Wetter:
Mit jedem Meter Aufstieg und weiterer Entfernung vom Parkplatz werden die Leute weniger, aber auch nach den Seen und im steileren Anstieg am Fuße des Monviso-Gebirgsstocks sind deutlich mehr Wanderer unterwegs als ich in den letzten Wochen in Summe gesehen habe. Und dies, obwohl wir bereits den 31. August schreiben.
Das Rifugio Quintino Sella direkt im Schatten des Monviso-Gipfels passiere ich. Dort sind mir zu viele Leute, zu viel Trubel und zu viele Gipfel-Aspiranten. Einige hausen sogar in Zelten direkt am Fuß der Einstiegs-Wand.
Neben der Hütte sehe ich dann noch etwas, was wie eine Raketen-Abschußrampe aussieht:
Erst beim dritten Betrachten erkenne ich die wahre Funktion und kann über die Italiener nur den Kopf schütteln: Die Verbrennen hier einfach den Hüttenmüll und die teilweise sicherlich ordentlich belastete Asche wird davon geweht. Daß man auch nicht zimperlich ist, bei der Auswahl des "Brenngutes" und nicht akkurat beim Befüllen, zeigen Metall-Reste in der Asche und verstreuter Müll um die Örtlichkeit. Über das Thema optimale Temperatur für beste Verbrennungsergebnisse mache ich mir lieber auch keine weiteren Gedanken.
Muß das sein ?
Schweine !
Ich möchte noch weiter gehen zum Rifugio Alpetto. Dies war die erste Alpenvereinshütte in den italienischen Alpen, erbaut im Jahre 1866. Dazu heißt es erst nach Süden weitergehen und dann einen Schwenk nach Osten machen.
Nach einer Weile komme ich an eine T-Kreuzung, wo ein Streckenposten neben eindeutiger Markierung sitzt:
Hier biege ich nach einem Gruß an den Posten links ab auf die ausgeschilderte Strecke der Bergläufer. Dieses Wegstück werde ich morgen Früh dann wieder zurück gehen müssen, etliche Höhenmeter im Auf- und Abstieg inklusive.
Aber ich muß sagen, daß es für mich genau die richtige Entscheidung war: Die Hütte ist klein, aber nett eingerichtet und außer heißer Schokolade gibt es alles was das Herz begehrt und Erinnerungen an meine Tour rund um den Mont Blanc (TMB, 2010), wo auf der letzten Hütte am Weg auch das kommende Wetter so nett angezeichnet war:
An der Hütte ist noch eine Versorgungsstation für die Läufer aufgebaut und immer wieder kommen welche aus der Richtung, aus der ich auch kam, stärken sich kurz mit Getränk, Melone und ähnlichem, bevor sie weiterlaufen.
Jung, ich hatte es Euch ja heute Morgen (vor dem Aufstehen) schon prognostiziert: Ich werde Euch noch einholen - ist doch immer wieder schön, ein igel zu sein und den Hasen eine lange Nase zu drehen *kicher* ;-)
Die vier Badenser Jochen, Edgar, Hans und Alex sind auch hier abgestiegen und wir sitzen und lachen abends zusammen. Ich kann sie auch noch darauf aufmerksam machen, daß Ihr geplantes Ziel für den nächsten Tag wohl nicht möglich sein wird, was ich zwischenzeitlich auf Englisch aufgeschnappt hatte, als die Wirtin sich mit anderen darüber unterhalten hatte: Dort ist nämlich das Auto defekt und somit keine Übernachtung möglich.
Da fragt sich der geneigte Leser evtl., warum man dann nicht übernachten kann, aber nach meinen vergangenen Wochen im Piemont ist mir der Zusammenhang unmittelbar klar:
Hier wird immer frisch gekocht, d.h. ohne Auto keine neuen Einkäufe und somit werden einfach keine Gäste aufgenommen. Bestechend die Logik, oder ?
Das Zimmer teile ich mir später mit einem österreichischen Pärchen.
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AntwortenLöschenBeim Rifugio Rivetti wird der Müll zwischen Steinen auf dem Weg zur Winterquelle verbrannt, was da von Tetrapacks etc. alles übrib bleibt ... :-(
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