Donnerstag, 17. Juli 2014

Tag 045: Notlager in der "Fabrik" ...

... neben dem Stromgenerator und der Heizung.

Aber von Anfang an:
Nach der gestrigen langen Etappe und dem wenigen Schlaf, lasse ich es heute nach dem ausgiebigen Frühstück ruhig angehen, da heute mit gut 4h nur eine Halbtagesetappe ansteht. Bei morgens, wie zuletzt üblich, gutem Wetter geht es zunächst hinein ins Violatal, dann zweigt die rote Via Alpina allerdings ab, um über einen mit 2300 m erheblich (gut 500 Hm) niedrigeren Übergang gen Süden zu führen.

Neben Rostockern begegne ich im Almbereich noch einem auf der Wiese langgestreckt in der Sonne schlafenden Hirten - sein Hund hat die Kühe fest im Griff und mich schieb er nach einem Blick in die Schublade "harmloser Spinner". Also rasch und leise vorbei, man will ja nicht stören. Nach der Alm störe ich dann nur noch Heerscharen von Murmeltieren, die mich deshalb ordentlich auspfeifen.


Die Schotterstraße führt letztlich bis über das Joch und auf der anderen Seite hinab bis Eita, einem Ort am Ende der Welt. Mit 20-30 Häusern immerhin 10x so groß wie Stein im Pfitschertal und doch hört laut Bodenkontrolle gemäß Google/GoogleMaps die (zivilisierte) Welt vorher auf.

Laut meiner Unterlagen sollte es hier mindestens zwei Unterkunftsmöglichkeiten geben, aber zumindest das so wirkende Gebäude neben der Kirche besitzt keinen offensichtlichen Gästeeingang (wie sich mir nach und nach erschließen sollte, ist es wohl eine Art Kinderheim).
Nach etwas umherirren (Handyempfang ist auch eher als nicht existent zu bezeichnen), spreche ich mit meinen paar Brocken Italienisch ein paar Einheimische an. Laut denen, gibt es hier keine Unterkunft mehr, sondern am ehesten im Tal - 10 km entfernt.

Ein Mann erbarmt sich meiner und klappert mit mir zwei Häuser ab, wo ich evtl. zumindest ein Dach über dem Kopf bekommen könnte, schließlich steht morgen laut Plan eine harte Bergetappe mit 2000 Aufstiegs- und fast genauso viel Abstiegsmetern bevor.
Beim ersten Haus ist niemand da und beim zweiten gibt es auch eine Absage.

Ich soll am besten in der Sonne beim ersten Haus warten, in spätestens 1-2 h sollte jemand auftauchen.

Zwischenzeitlich meldet sich das wechselhafte Wetter wie üblich mit dicken Tropfen eindrücklich zurück :-(

Da sehe ich alten Mann am Haus und spreche ihn an. Er ist alles andere als begeistert, aber zumindest einen rudimentären Raum hat er wohl. Er führt mich zum Souterrain neben der Kirche und sperrt zwei Metalltüren auf. Wir räumen in den Kellern etwas Gerümpel zur Seite und schließlich ergibt sich auf dem Betonboden eine Art Liegefläche, wobei sogar noch eine Plane als Unterlage aufzutreiben ist. So kommen heute erstmals faltbare Isomatte und Daunenschlafsack zum Einsatz. Wer zuletzt lacht, lacht am besten ... :-)


Nachdem ich eine artistische Klettereinlage hingelegt habe, können wir sogar den Verschlag vor dem Fenster öffnen, so daß es sogar Licht gibt.


Draußen ist alles andere als ein lauschiger Sommernachmittag geschweige denn -Abend, da der Wind bläst, es wolkig ist und immer wieder mal ein Schauer nieder geht. Tagebuch oder Blogschreiben geht auch nicht, also heißt es Zeit totschlagen.

Um 16:00 wird der Generator nebenan angeworfen. Das Dröhnen des Schiffsdiesels geht durch Mark und Bein, aber ich bin müde und friere leicht, also mal für ein Stündchen "Bett" testen und ob ich wirklich unter jeglichen äußeren Umständen schlagen kann. Ich kann. Die Ohrenstöpsel brauche ich also nicht raussuchen.

Ich rechne damit, das der Generator spätestens um 22:00 heruntergefahren wird und wärme mich dann noch im Türrahmen und an der Abgasableitung um kurz vor 21:00 ordentlich auf, bevor ich mich ans Schlafen gehen mache, wobei der Diesel schon wenige Minuten später gestoppt wird. Jetzt röhrt nur noch die Heizung, wenn sie ab und an anspringt.



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