Wie mir Erlangen zwischenzeitlich meldet, bin ich augenscheinlich schon ganz gut, um nicht zu sagen Wand-füllend, unterwegs:
Die Wettervorhersage ist durchwachsen und so wollen Annemarie, Peter und ich früh starten, allerdings regnet es bereits beim Aufstehen richtig ordentlich.
Die beiden Grazer entscheiden sich, nicht meine gestrige Etappe in die Gegenrichtung zu gehen, sondern auf alternativem Wege zurück in die Zivilisation und per Bernina-Express via Sankt Moritz in Richtung Auto am Maloja-Paß, den ich morgen zu Fuß erreichen möchte.
Dazu heißt es heute bis Chiareggio zu kommen.
Am Ende des Frühstücks hat der Regen vorerst aufgehört. Als ich meine Sachen gegen 8:00 im Scheine der Stirnlampe packe, schläft einer der Verköstigten immer noch selig im abgedunkelten Lager (vermutlich höherer Wein- als Salami-Anteil ? ;-).
Über die Mauer des unteren Stausees geht es gen Westen und dann erstmal daran, das Tal mit Scheitelpunkt Alpe Musella auszulaufen, bevor es ins Skigebiet um den Monte Motta geht.
Unterwegs treffe ich noch vier nette junge italienische Hüttenwanderer - Ausnahmen bestätigen die Regel, ein paar Italiener wandern also doch und nicht nur 500 Meter vom Auto bis zum Picknick.
Im Abstieg auf der Westseite des Skigebiets kommt dann pünktlich zu Mittag auch das schlechte Wetter mit einem heftigen Schauer deutlich zurück.
Von da ab heißt es für den Rest des Nachmittags wieder: Anorak an, Anorak aus, Anorak an, ... :-(
Letztlich zeigt das GPS am Tagesende 700 Aufstiegsmeter, statt der völlig unglaubwürdigen Quelle von Annemarie und Peter mit 0 Aufstiegsmetern und meiner bedingt verläßlichen mit 350 - Kapverdische Verhältnisse ?
Ich kehre in den Gasthof Genziana (Enzian) in Chiareggio ein, den mir die Grazer empfohlen haben - gutes Essen, mehr Argumente waren eigentlich nicht nötig :-)
Dort treffe ich dann noch eine nette Gruppe von 9 Ostschweizern, die gerade am "Grenzschlängeln" sind. Seit mittlerweile mindestens sieben Jahren sind ein harter Kern der Gruppe und immer mal ein paar wechselnde Teilnehmer für eine gute Woche in den Bergen unterwegs.
Entstanden aus einer Idee der Alpen-Initiative, die sich für die Reduzierung und Limitierung des Güterverkehrs durch die Alpen und die Verlagerung auf die Schiene einsetzt, verselbstständigte sich dies, da die ursprünglich geführte Wanderung damals nicht zustande kam, aber die drei gemeldeten Teilnehmer dann privat loszogen. Seither zieht es sie einerseits jedes Jahr aus den unterschiedlichen Kantonen der Schweiz zusammen auf Bergtour und andererseits auch über die Grenzen: Das Grenzschlängeln ist nämlich immer so angelegt, daß man sich um eine der Schweizer Grenzen schlängelt, was ja auch ein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus ist.
Eine tolle Sache, finde ich !
Sie offenbart auch einmal mehr, welch unterschiedlichen Motive und Auslöser es für die Menschen gibt, sich im Kulturraum Alpen zu bewegen.
Ach, übrigens: Mehrstimmigen Kanon haben sie auch drauf, die Schweizer. Die Harmonie habe ich mit einem eigenen unmusikalischen Einsatz als vierte Stimme dann aber im Sinne des Weltfriedens und der Völkerverständigung denn doch lieber nicht gestört - die Tondokumentation fiel der GEMA zum Opfer ;-)
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