Donnerstag, 24. Juli 2014

Tag 054: Gipfeltreffen: Vom Opfer zum Täter

Heute ist ein ganz besonderer Tag: Neben dem Schlumpf wird mich heute nämlich noch ein Gast für einen Tag begleiten.


Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen ? - Aus dem Stein-igen Südtirol hatte ich ein paar Postkarten verschickt bzw. verschicken lassen und selbst meine geänderte Handynummer konnte eines meiner früheren München-Venedig-"Opfer" (nennen wir es mal Pepi K. aus V. in L.) nicht dauerhaft davon abhalten, mich zu kontaktieren und mich sowie die Erlangste Auskunft nach Details meiner geplanten Reiseroute auszuquetschen. Tja, und dann kam die Ansage, daß ich mich in gut 1,5 Wochen auf Besuch einstellen möge. Nun lag es an mir, den Etappenplan bis dahin durch zu ziehen, an der Schweizer Post, Pepi pünktlich zu zustellen, und an Pepi Urlaub zu bekommen.
Am Vorabend hatte ich ihm zwecks miesem Wetter noch abgeraten, aber er ließ sich nicht beirren und prophezeite einen trockenen Tag. Sieben Minuten bevor das Postauto in Juf ankommen sollte, klopfte es dann schon an meinem Pensionszimmer: Pepi, wie er leibt und lebt. Welch eine Freude, nachdem ich ihn schon über ein Jahr nicht mehr gesehen hatte.


Die heutige Etappe ist nicht sehr lang, verläuft durch das Tal gen Nordwesten und besteht überwiegend aus Abstieg, dafür ist sie anderweitig spektakulär: Neben der alten Averser Straße, welche von einem Verein restauriert und wieder begehbar gemacht wurde, mit ihren Schleifen, Bogenbrücken und Kehren, haben wir insbesondere jede Menge tierische Beobachtungen zu vermelden: Alpensalamander, als es morgens noch feucht ist, Gämsen, ein beeindruckendes Steinadler- oder Bartgeierpaar und insbesondere unzählige, teils unerschrockene Murmeltiere.
Laut dem Postautofahrer sind die Murmeltiere hier nicht nur häufig, sondern auch speziell, wie Pepi mir erzählt: Als der Fahrer erstmals die Strecke an einem sonnigen Frühjahrstag gefahren ist, als die Wiesen noch großteils verschneit, die Straße aber schon völlig frei und trocken war, dachte er erst, da wären jede Menge Murmeltiere überfahren worden. In Wirklichkeit lagen einfach unzählige Murmel faul auf der Straße rum und ließen sich die Sonne auf den Pelz braten. - So ein Leben (vor allen Dingen die Sonne ! ;-) möchte man haben ...


Nach einer höchst kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Wanderung erreichen wir völlig ohne Regen das Etappenziel in Innerferrera.


Nachdem der große Rucksack im Zimmer verstaut ist und wir uns etwas gestärkt haben, brechen wir schließlich noch zu einem Nachmittagsausflug zum Lago di Lei auf. Schräge Konstruktion: Die Schweiz und Italien haben bei der Fertigstellung des Staudamms extra Land getauscht und Grenzen neu gezogen, damit die Staumauer komplett in der Schweiz liegt (wie auch die ganze Generatorentechnik usw.) wobei die gesamte Staufläche in Italien liegt. Dafür haben die Italiener eine Beteiligung von 20%.


Gut, daß Pepi den Sportmodus erst jetzt auspackt, als ich bequem auf dem Beifahrersitz mitgenommen werde, - während unseres Spaziergangs hätte ich sonst Probleme bekommen :-)

Der spontane Besuch aus Vaduz war heute eine ganz tolle Sache !


1 Kommentar:

  1. Auch für mich was das ein rundum wunderschöner Tag! Für einen Tag mich (endlich wieder mal) als Weitwanderer fühlen, herrlich! Und Kai hatte doch so einiges zu erzählen. Da erlangte (ha, auch ich kann es! ;-)) ich wieder einiges an Wissen.
    Bei näherer Betrachtung der Bilder habe ich mich für die Steinadler-Variante entschieden. Wirklich spektakulär, die Flüge über die Murmeltierbauten zu verfolgen.
    Leider wars dann nur einen Tag. Aber ich werde jeden weiteren Buchstaben hier im Blog mit viel Interesse "aufsaugen".
    Lieber Kai, herzlichen Dank für den schönen Tag! Ich wünsche dir für deinen weiteren Weg (auf deinem Weg) viel gutes Wetter und gute Gesundheit!
    Gib dr Sorg und gnüss dina Wäg!
    Grüass

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