Von der Sattel(berg)alm (die Nacht war unvermutet ruhig) geht es auf den Sattelberg. Die Liftanlage ist schon länger abgebaut und der Berg ob der leichten Erreichbarkeit am Brenner, die relative Lawinensicherheit und die Infrastruktur von bewirtschafteter Alm mit Übernachtungsmöglichkeiten und teilweise präparierten Spuren bei Tourenskigehern, Schneeschuhwanderern und Rodlern sehr beliebt.
Vom Sattelberg sehe ich für lange Zeit durch den Nieselregen ein letztes Mal ins Tal nach Norden gen Innsbruck.
Dann geht es wieder nach Südtirol, da ich auf der österreichischen Seite zwar verschiedene Pfade, aber weder Markierungen noch Wegweiser finde.
So entscheide ich mich für die Militärstraße auf italienischer Seite. Die Wolken hängen hier am Berg und in der Nebelsuppe mit Sichtweiten von teilweise weniger als 25m bin ich froh, ob meines roten Anoraks und der hellblauen Rucksackregenhülle - sonst hätte mich womöglich noch einer der ca. 50 von hinten vorbeikommenden Transtirol-Radler auf die Hörner genommen.
Die Mountainbiker grüßen meist freundlich, wenn sie an mir vorbei strampeln, nur mit dem Schließen der Weidegatter nehmen einige es nicht so genau. Drei Kühen konnte ich immerhin noch die Tür vor der Nase zu machen - die haben vielleicht dumm gemuht - aber drei weitere waren bereits durch. Da wird jemand seine helle Freude haben, wenn sich der Nebel lichtet und nur noch die Hälfte der Herde im angestammten Bereich ist.
Ironie des Schicksals: Die Kühe fanden gefallen an einem der Transtirolpapierwegweiser. Die eine knabberte daran und die zweite machte sich am Beschwerungsstein zu schaffen. Da gewinnt der Hinweis auf dem Pfeil "Wird heute noch entfernt" eine ganz neue Bedeutung.
Wenig Freude hatten auch die von mir zu Fuß überrundeten Moutainbiker, die mit Hinterradpannen am Standstreifen standen. Einen Schwaben hat es richtig übel erwischt: Mantel aufgeschlitzt und Schlauch zerfetzt. Die auf einen Schlag entweichende Luft hatte ich sogar etliche Meter weiter gehört, noch bevor ich den Armen im Nebel überhaupt sah. Immerhin konnte ich seinen Kumpel 700 Meter weiter noch über das Malheur informieren.
An der Abzweigung zum Sandjöchl verabschiede ich mich von den Bikern, die sich hier für die steile Abfahrt ins Tal präparieren, während ich gen Norden zurück über die österreichische Grenze gehe und gen Obernberger See absteige. Es regnet zwar immer noch, allerdings kann man plötzlich wieder bis ins Tal schauen.
Das schlechte Wetter hing also von Süden am Berg, wobei die Kasernen, Unterstände und Bunker am Weg mit ihren dunklen Augenhöhlen bei dem düster-nebligen Wetter natürlich eine noch geisterhafteren Eindruck hinterlassen.
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