Samstag, 30. August 2014

Tag 078: Dorniger Niveauverlust

Nach dem vielseitigen Frühstück versorgt die Wirtin in San Lorenzo uns noch mit allen möglichen Zusatzinfos zu Wetter, Weg, Wasserquellen unterwegs, ... Dem Franzosen erklärt sie en detail die nächsten drei Tagesetappen - wie ein führsorglicher Hüttenwirt in den Ostalpen. Sowas hatten wir hier noch nirgends auch nur annähernd erlebt. Ihr man ist laut Wanderführer Ranger im Gran-Paradiso-Nationalpark - das mag gewissen Einfluß haben ;-)
Daß man dort Zeitungspapier zum Ausstopfen nasser Schuhe vorfindet und sie von sich aus anbietet, nächste Unterkunft zu reservieren, rundet den durchweg sehr positiven Gesamteindruck noch ab.

Aus San Lorenzo geht es gen Süden die Straße entlang, bis rechts Fußweg in den Wald abzweigt. Unter Druckleitung und Standseilbahn eines alten Kraftwerks geht es hindurch und weiter bis zum Weiler Perabella, wo mindestens noch ein alter Mann lebt, der mir den richtigen Weg weist:
Steiler und deutlich zugewachsener geht es gen Norden bergauf. Schlangen sonnen sich unterwegs am Weg und Jeff oben an größerem Querweg, dem es nahezu auf einer Höhe gen Westen entlang geht.


Dann durch Blockwerk, Lawinenverbauungen und weitere Pfade zur Wallfahrtskapelle Sant' Anna.


Kurz danach beginnt dann der vom Franzosen am Vortag bereits angekündigte Höllentrip, der bergab wohl noch übler als bergauf ist: Sehr steil, teilweise über hohe Stufen bzw. mit losem Gesteinsmaterial geht es abwärts. Das größte Übel ist aber der zugewachsene Weg. Die Orientierung ist zwar kein Problem, das unfallfreie und schrammenarme Durchschlagen dafür umso mehr. Der verdorrte Ginster ist hauptsächlich unangenehm, die Brombeer- bzw. Himbeerranken allerdings gefährliche Stolperfallen und ziemlich aufschürfend. Im unteren Teil mit lichterem Urwald und ganzen verlassenen Siedlungen fällt dann die Orientierung schwer und ich komme mehrmals vom rechten Weg ab. Letztlich bin ich froh, im Tal Valle dell'Orco o di Locana heil angekommen zu sein, einen derartigen Höllenritt wünscht man niemanden (naja, der Wirtin aus Ferlach vielleicht ... ;-).

Nach Überquerung der Hauptstraße geht es auf der anderen, südlichen Talseite auf einem prima gepflegten Fußweg gen Nordwesten das Tal nach hinten. Da fragt man sich schon, ob man nicht die Hälfte der Pflege in den anderen Weg investieren könnte ...


Durch x Weiler (3/4 davon völlig verlassen und am Verfallen geht es nach Noasca.

Im Hotel angekommen, muß ich noch 30 min auf's Zimmer warten, welches ich nach 80 min auch schon bekomme ... ;-)

Von Jeff und den Mädels keine Spur. Komisch.
Schon unterwegs auf dem Höllenabstieg hatte ich mich über eine Spinnwebe an einer Engstelle gewundert, wo eigentlich noch niemand vorbeigekommen sein konnte und wie sich nun zeigte, war es auch niemand. Aber wie konnte ich die anderen ungesehen passiert haben ?

Jeff kommt eine weitere Stunde später und hatte die Mädels auch vor sich erwartet. Sie tauchen nochmals deutlich später auf und so langsam kommt Licht ins Dunkel:

Ich habe alle drei an der Wallfahrtskirche passiert, hinter der sie saßen, Jeff war nach mir den gleichen Weg gegangen und hatte nochmal angeschlagen lange pausiert, die Mädels waren den gepflegten Pilgerweg ins Tal abgestiegen (weise Entscheidung !) und waren dann Pfad laut Karte gefolgt (keine gute Idee !), der im Westen in den von mir im Tal gegangenen übergehen sollte: Nach 1h kapitulierten sie völlig blutig zerkratzt vor dem Urwald, kehrten um und gingen doch an der Straße bis zur markierten Abzweigung.


Das Abendessen gestaltet sich einen Tag nach Ferrogosta schwierig, zäh und völlig chaotisch: Das Personal hat arge Probleme und Jeff bekommt seinen ersten Gang nach ca. 90 min und mehrmaligem Nachfragen, wo am Nebentisch bereits vom zweiten Gang längst nur noch die Gräten übrig sind. Unfähiges Chaos, aber was will man machen, wir hätten höchstens auswärts vom Riesengrill essen können, den der Ferrogosta wird dieses Jahr durch das lange Wochenende wohl verlängert ...


Im Zelt neben dem Grill läuft lautstark Diskomusik. Bis nachts um 01:45 Uhr - gut, daß ich nicht nur neben Dieselgeneratoren allzeit gut schlafen kann ;-)





1 Kommentar:

  1. Wuerde den Kommentar ja gerne der Wirtin von Tag 11 weiterleiten - Leider ist die Mailadresse schon in der Vodoopuppe eingearbeitet....
    >:-]

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