Dienstag, 12. August 2014

Tag 068: Queens` Day


Nach dem Frühstück heißt es nun erstmal Abschied nehmen: Annette macht sich wieder auf gen Heimat. Während sie sich also abwärts zur ER-DE aufmacht, geht es für mich der Familie hinter her, weiter ins Tal Val Vogna.

Nach der Unterkunft endet der Asphalt und bereits beim nächsten Weiler auch die Schotterstraße. Bis zu einer alten Steinbogenbrücke führt noch ein Maultierweg, dann geht es auf einem Pfad weiter und etwas steiler bergan.

Noch vor der ersten Alm passiere ich Amelie und Co, kurz vor der zweiten Alm packt oberhalb des Weges ein Mädel gerade wieder Rucksack zusammen.

Ich denke mir noch: Komisch, an der Stelle führt gar kein Weg vorbei und extra für Pause solch einen Abstecher machen ? Ich vermute, daß könnte "der Mann mit großem Rucksack" sein, den Nette am Morgen hat an unserer Unterkunft vorbei gehen sehen - neben den älteren Männern mit Pinseln, Farbeimern, Akkuschlagbohrmaschine und dafür völlig ungeeignetem Transportrucksack (es gibt sie also doch, die Wegmarkierer, auch wenn sie heute augenscheinlich anderen Weg präparieren).


Nach der Alm Pioda mache ich eine Pause und das Mädel von vorhin passiert mich mit einem "Ciao", wo ich schon einen Verdacht deutschsprachigen Akzents hege.


Weiter geht's an halb verfallener dritten Alm auf einem Hochplateau vorbei in den nächsten Anstieg.

Das Mädel ist flotter als ich unterwegs und bald außer Sichtweite, aber als ich an der Alpe Maccagno ums Eck biege, sitzt sie am Tisch zwischen den Häusern und stärkt sich mit Blick auf den See.

Andrea lebt in Hamburg und ist einer dieser Menschen, von denen man sonst nur Bücher liest oder in Büchern über sie liest: Sie geht seit 4. Juni alleine mit dem Zelt von Triest nach Nizza auf eigenen Wegen über die Alpen.
Chapeau, Andrea !


Damit ist sie nicht nur meine Heldin des Tages, sondern qualifiziert sich mit ihrem 17-Kilo-Rucksack samt Klettersteigausrüstung und insgesamt 3 Paar Schuhen als Miss Hiking Queen auch für das All-Star-Team des Sommers 2014.

Eigentlich wollte ich auf der Alm ja nur ein Glas Milch zur Stärkung, aber die jungen Leute, die sich um die Alm kümmern sind sehr nett und bieten einem untypischerweise geschäftstüchtig auch verschiedene Dinge an: Nachdem ich mit Alm-Käse nicht zu ködern bin, wird eben die selbstgemachte Salami offeriert und schon bin ich  überredet :-) Etwas Milch, die noch nicht im Käse gelandet ist, konnte er dann doch noch finden, einen schwarzen Tee dazu und Sonne: Perfekt, so läßt es sich aushalten ... ;-)

Dann geht es weiter bergan, auf die erste von drei heute zu überschreitenden Scharten zu, am "Schwarzsee" vorbei - wie in mehreren Versuchen im Zillertal, bekomme ich auch hier leider kein Blauer-Himmel-Sonnenschein-Foto zustande - und dann über Blockwerk zum Passo del Maccagno auf knapp 2500 m.

Andrea war schon 20 min vor mir oben, so daß ich sie jetzt von oben schon die Hochebene zur unweiten zweiten Scharte durchqueren sehe. Der Übergang markiert auch die Grenze von Italiens größter Festlandregion Piemont zur kleinsten Aosta. Die Markierungen sind nun gelbe Pfeile (wie ich sie vom TMB, von der Tour du Mont Blanc, noch kenne) und es ist wirklich perfekt markiert.


Nach dem steilen Abstieg und der sumpfigen Querung, ist der Colle Lazoney mit seinen bunten, tibetanischen Fähnchen bald erreicht. Nun geht es Höhenweg-artig am Hang entlang und letztlich zum dritten Übergang, dem Colle della Mologna Grande auf knapp 2400 m.

Schon aus der Ferne sehe ich Andrea dort mit jemandem stehen und als ich den Übergang erreiche, sind die beiden noch da: Sebastian, Musiker aus Hamburg/St. Pauli ist für 2 Wochen am GTA unterwegs und hatte wegen Versprechen auf gutes Wetter und Fernsicht Pausentag am Tagesziel Rif. Rivetti eingelegt. Mehrfach ist er heute schon hier hoch gestiegen, aber meist nichts als Wolken.


In den 45 min die ich noch mit den beiden dort oben vor dem Abstieg zur Hütte verbringe, reißt es immerhin für 5 min mal etwas auf, so daß wir durch Wolkenlücke Blick auf Mont-Blanc-Massiv erhaschen können.

In der Hütte treffe ich dann auf die Kitchen Queen: Lautstark die Greatest Hits II von Queen mitsingend, ist dort ein gut gelauntes Mädel am Kochtopf zu Gange, sorgt aber auch gleich für Zimmer Kuchen und Getränke für mich. SEHR sympatisch !

Um 19:30 soll es Abendessen geben und es ist für ca. 30 Leute gedeckt. Nur, wo verstecken sich die ?

Die Familie kommt um 19:45 an und gegen 20:00 füllt sich die Hütte plötzlich: Jeden Mittwoch kommt große Gruppe Einheimischer aus dem Tal lautstark zum Abendessen und verschwindet in Grüppchen zwischen 22 und 23 Uhr im Schein der Stirnlampen die 1100 Hm gen Tal. Aha, DAS war also die Erklärung.




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