Von der fleißigen Familie auf der Alpe Baranca verabschieden wir uns erst sehr spät, da vorher der Regen uns noch abschreckt. Um 10:00 verabschieden Annette und ich uns letztlich voneinander: Sie geht gen Tal zurück zum Auto (und bleibt heute auch trocken) und ich steige weiter auf.
Am Wasserfall am Ausfluß des Barancasees geht es vorbei durch Colle Baranca, wo maximal noch 1-2 Häuser bewohnbar sind, neben dem einen, das auch wirklich gerade genutzt wird. Sogar ein Hotel gab es hier früher mal - das könnte aber auch schon 100 Jahre her sein, wobei die Inschrift die frühere Nutzung verrät. Etwas abseits auf einem Felsrücken direkt über dem See steht die Ruine der Villa des Automobilmagnaten Lancia, der hier aus der Gegend kam.
Kurze Zeit später fängt es zur Abwechslung mal wieder an zu regnen. Allerdings nur für ca. 45 min und nicht sehr stark :-)
Der Übergang ins Nachbartal (Colle d'Egua) auf gut 2200 m ist schon bald in Sicht, als ich in einer Mulde endlich die Verursacher der bisherigen Wegverschmutzungen ausmache: Ca. 20 Kühe und knapp 10 Kälber. Mittendrin ein helles Wollknäuel: Ein Schaf.
Weit und breit sind keine anderen Schafe zu sehen und daß es direkt bei einer Kuh liegt ist auch ungewöhnlich. Wirklich seltsam.
Jenseits der Scharte sehe ich dann die vermutliche Herkunft des "falschen" Schafs: Ca. 200 Artgenossen durchsetzt mit ca. 40 Ziegen. Der Mann mit Schirm, über den ich mich im Aufstieg aus der Ferne gewundert hatte, entpuppt sich als der Hirte der Herde und während ich im Abstieg immer mal wieder zurück blicke, sehe ich, wie er mit Hilfe seiner Hunde die Herde mit wahnsinniger Geschwindigkeit sammelt und verlagert.
Angeblich soll man von oberhalb der Alpe Sellette einen tollen Monte-Rosa-Blick haben, aber auch wenn es längst nicht mehr regnet und der Anorak weggepackt ist, bleibt der Himmel verhangen, der Fernblick aus, aber immerhin kann man das Tal bis zum Etappenziel Carcoforo überblicken.
Am Rifugio Boffalora einer CAI-Sektion geht es vorbei und kurz danach kommt mir eine italienische Familie mit zwei Kindern entgegen: Die kleine Tochter wird die letzten Meter vom Vater auf dem Arm getragen: Auch eine Möglichkeit des Aufstiegs ;-)
Kurz vor dem Tal blockieren noch fünf Kühe eine Brücke und obwohl ich mich langsam, ruhig und zögerlich nähere, sehen zwei nicht ein kehrt zu machen und die drei anderen drängeln, so daß eine letztlich erst fast und dann richtig von der Brücke fällt - manchmal sind Kühe schon echte Rindviecher !
Aber zäh und robust scheint sie auch zu sein: Ich hätte Fleischwunden erwartet, aber außer daß sie nun an einer ungünstigen Stelle im Fluß steht, von der sie erstmal nicht weg kommt, scheint ihr Gott sei Dank nichts schlimmeres passiert zu sein.
Als ich die anderen Rindviecher das Feld geräumt haben, ich auch über die Brücke bin, faßt sie sich ein Herz, treibt durch den Fluß und kommt mit etwas wackligen Beinen auf allen Vieren an der Furt aus dem Wasser. Prima.
In Carcoforo erwartet mich Annette schon im Lager des Albergos "Alpenrose" (warum auch immer der Laden HIER einen Deutschen Namen hat ...). Nachdem wir alleine im Lager sind, wird kurzerhand leicht umgeräumt und somit Doppelbett generiert :-)
Beim Abendessen treffen wir dann überraschend Amelie, Corinna und Martin wieder. Die Familie aus Herzogenrath hatten wir an unserem ersten Tag in Rimella schon kurz gesprochen, sie waren dann aber einen Tag vor uns weiter gewandert. Allerdings hatte die neunjährige Amelie wohl erhöhte Temperatur und war so erschöpft im Anstieg, daß sie wieder umgekehrt waren und somit nun wieder mit uns zusammen sitzen.
Die Sommerferien des Mädels wird gewandert: Zum Aufwärmen sind sie den Rheinsteig gegangen und nun zum ersten Mal so richtig in den Alpen unterwegs. Und dann gleich GTA. Respekt !
Und morgen soll das Wetter besser werden. Einen Vorgeschmack gibt es schon:
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