Am Vorabend mußte ich mich noch ernsthaft fragen, warum ich einen Rother WANDERführer gekauft habe (sogar 2x), wenn dieser Kurz-Etappe mit 3:15 h am nächsten Tag zu Kloster und Pilgerstätte Oropa ausweist und dann die Null-Linie der nächsten Tagesetappe mit mehr als 6:30 h plötzlich an der BERGstation der Seilbahn ohne weitere Hinweise auf Wanderweg und Zeit für den Aufstieg beginnt.
Das ist ganz schön unverschämt.
Mein Plan ist deshalb, noch ca. 2,5 h für die 700 Aufstiegsmeter zu investieren und in einer der beiden Hütten neben der Seilbahnstation zu übernachten, statt im Massentrubel des Klosters mit mehr als 570 (FÜNFHUNDERTSIEBZIG) Betten und 13 Restaurants zu bleiben.
Aber eines nach dem anderen: Der Pfad führt heute erstmal am Hang entlang, auf schmalem Weg durch den Wald, mit wenig Höhendifferenzen. Das hohe Gras ist gut naß und nach 1,5 h kommt auch mal wieder Wasser von oben - hatten wir ja schon lange nicht mehr.
Gott sei Dank, hält der Regen nicht lange an und als ich oberhalb der beeindruckenden Klosteranlagen von Oropa ankomme, heben sich die zuvor tiefhängenden Wolken leicht und etwas Sonne kommt kurzzeitig durch.
Statt die schwarze Madonna zu besichtigen, melde ich mal lieber erst auf Hütte an. Dann das böse Erwachen: Beide Hütten sind (angeblich) voll.
Nun ist guter Rat teuer bzw. anstrengend: Zur nächsten Hütte sind es von der Bergstation nochmal 2,5 h, die Wetterlage ist instabil und es ist schon 13:00 Uhr. Im Rifugio Coda hat man noch Bett für mich, also avisiere ich mich für 18:00 und sehe zu, daß ich schleunigst Land gewinne. Gut, daß ich Lutheraner bin, da wird mir der Herrgott die der Situation geschuldete Ignoranz der Madonna nachsehen :-)
In knapp 2 h ist die Bergstation erreicht und den telefonischen Auskünften kann ich noch weniger Glauben schenken: Die eine Hütte ist schlicht verrammelt und an der anderen Hütte Freitag Nachmittag tote Hose - bei der ungemütlichen Wolken-Nebel-Suppe auch kein Wunder.
Nichtsdestotrotz muß ich weiter. Als die Wolken mal kurz aufreißen kann ich noch alte, verlassene Bergstation einer weiteren Seilbahn am Mucrone-Gipfel kurz erkennen, dann muß ich über die Scharte Bocchetta del Lago auf gut 2000 m weiter.
Nun geht es in Blockwerk, der Nebel wird immer dichter und es fängt an zu regnen :-(
Der Weg zieht sich, es geht auf und ab und zig mal ums Eck.
Hinter einem der Ecken schaut mich von einer Felskante ein Prachtkerl von Steinbock an. Der hätte ja auch mal besseres Wetter aussuchen können ;-)
Zwei Ecken weiter warten gleich drei der imposanten Gesellen auf mich, nur wenige Meter entfernt.
Mit der ausführlichen Foto-Session, dem nicht ganz einfachen Weg und dem durchwachsenen Wetter brauche ich eine gute Stunde länger als im Führer angegeben.
Gewitter und Sturm setzen glücklicherweise erst ein, als ich die Coda-Hütte schon sehe und nur noch wenige Minuten dorthin habe.
Neben vier Italienern treffe ich auch Andrea, die Zelt-Weit-Wanderin wieder: Knapp 2300 m ist bei bestem Willen zu hoch zum Zelten, so daß auch sie heute mal auf der Hütte übernachtet.
Schon alleine die Panacotta zum Nachtisch ist die Einkehr auf der Hütte mehr als wert:
Die nassen Schuhe dürfen sogar in die Stube an den Ofen, dafür drückt der Sturm etwas Regen in mein Lager - aber das Bett bleibt trocken, das ist mal die Hauptsache.
Jetzt weiß ich wenigstens, warum es mich nicht nach Oropa zieht. Ich will vom Rif. Rivetti eine Kammwanderung zum Rif. Coda versuchen. Erstens der Aussicht wegen und zweitens um einen Tag tu sparen. Mal schaun...
AntwortenLöschenDu planst direkt nach Süden über das Bivacco Maria Christina und den Colle della Gragiasca zu gehen ?
LöschenDas Biwak hab ich noch nicht entdeckt, aber der Colle della Gragiasca stimmt und dann als Gratwanderung über den M. Mars
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