Nachdem ich am Vortag unsere beiden Zimmer gefegt und wir die Sanitäranlagen zur Benutzung etwas gereinigt hatten, verlassen wir das Posto Tappa im alten Schulgebäude letztlich sauberer als wir es vorgefunden hatten. Schade, daß sich da nicht mehr gekümmert wird.
Das Frühstück bei der jüngeren Frau in der Bar ist wie das Abendessen sehr umfangreich und für Italien ungewöhnlich vielseitig. Nur den vorproduzierten Kaffee lassen wir links liegen: Alles Tee- oder Milch- oder Gemisch-Trinker.
Vom Dorf geht es über einen Maultierpfad in Serpentinen gleich ordentlich gen Westen bergan. Zur Baumgrenze hin, geht der dichte Wald wieder in lose Birkenbestände über, oben, am ersten Übergang, jenseits der 2000m-Marke kann man schon Hütte erkennen, wo wohl Biwak möglich ist.
Wie wir einige Tage später in Ceresole Reale von einer Wienerin erfahren werden, die unsere heutige, längere Etappe nach Anreise nach Talosio dort aufgeteilt hat, aber schlecht ausgestattet und von innen nicht verschließbarer Tür, so daß sie sich bei 0° und hinein pfeifendem Westwind frierend eine ordentliche Erkältung geholt hat.
Wiedermal als letzter unterwegs, erreiche ich einige Minuten nach den Mädels den Übergang, von dem es dann aber gleich noch mehr als 150 Hm weiter hoch geht.
Jeff hatte währenddessen noch Fotoausflug hinüber zum Biwak Blessent Redentore gemacht, welches mit ein paar Skulpturen ein paar hundert Meter abseits des Weges auf dem Bergrücken thront.
Zwischenzeitlich hatte uns im Aufstieg der Reihe nach ein Italiener mit kleinem Rucksack überholt, der nur zum Stauseefotografieren schnell aufgestiegen ist und um 12:00 zurück im Tal bei Mama sein muß - schließlich ist heute der 15. August (Ferrogosta), der größte Feiertag im sommerlichen Italien und da wird ganz groß aufgetischt.
Noch gut 200 Hm Aufstieg und dann folgt Querung unter Gipfeln gen Nordwesten, bevor es von Scharte über nicht ganz so angenehm zu gehenden Weg hinab zum Fuß der östlichen Staumauer des Lago d'Eugio geht. Von dort steil über Treppen hoch auf Staumauerniveau und in der Sonne erstmal Mittagspause.
Jeff geht schon weiter und die kurz nach mir angekommenen Mädels verweilen noch länger, so gehe ich über westliche Staumauer großen Bogen, den Fahrweg entlang etwas bergab und dann über Fußweg durch eine Art Allee bis zum Abzweig des steilen Pfads hinauf zur unbestoßenen Alpe di Colla, wo die Hütte mittlerweile ein Nationalparkhaus ist.
Auf der Querung zur großen, verfallenen Alm Alpe Praghetta geht es auf und ab, von dort insgesamt 1100 Hm hinab nach San Lorenzo - wobei ich unter "steil" aus dem Führer etwas anderes verstehe.
Im Ort stehe ich dann erstmal vor geschlossenem und ausgeräumten Restaurant des Posto Tappa.
Oh - und das am Ferrogosta :-(
In der Ortsmitte hatte ich noch andere Albergo gesehen. Dort treffe ich auch Jeff beim Bier sitzen - er hat für uns schon alles klar gemacht: Lager im neuen Posto Tappa in ehemaliger 1-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung. Die Mädels kommen wenig später und ein Franzose nimmt das andere Zimmer.
Der Franzose ist italienischer Abstammung und spricht gut Englisch. Er geht die GTA von Süden nach Norden und will dann durch die Südalpen bis nach Triest, von wo seine Familie stammt. Jedes Jahr geht er ca. 4 Wochen.
Im großen Zelt ein Grundstück weiter geht derweil lautstark die Post ab, wobei ich beim Karaoke-Singen vermutlich noch den dritten Platz belegt hätte - was EINIGES über mit lautstarker Inbrunst kompensierter Qualität aussagen mag ;-)
Bis zum Abendessen ist der lautstarke Spuk, Gott sei Dank, vorbei.
Das Abendessen ist toll ! Viele Sachen aus dem eigenen Garten (Gemüse, Früchte und Tiere ;-) und genaue Erklärungen dazu.
Die Wirtin ist wirklich auf zack !
Lieber Kai
AntwortenLöschenEs ist immer wieder ein Vergnügen, deine Ausführungen zu erspähen. Nach einem Wochenende "nicht wandern" kann ich heute wenigstens die "Notration" mit deinen Berichten ergattern.
Weiterhin alles Gute!
Grüass
Hey Pepi.
AntwortenLöschenUnd ich nehme die ganzen Anstrengungen ja eigentlich NUR auf mich, weil ich im Frühjahr leichtsinnigerweise einem in Liechtenstein lebenden Schweizer einen Wettbewerb angeboten hatte, wer in diesem Jahr mehr Aufstiegsmeter zu verbuchen hat ;-)
Nach dem heutigen Tag 87 habe ich noch gut 20.000 vor mir (gestern sind innerhalb einer Minute beim Stichwort "Lift" nochmal 1.000 dazu gekommen) - quasi ein Mal von München nach Venedig über die Alpen, allerdings auf 60% der Entfernung.
Schöne Grüße
Kai :-)
Tja, diesen Wettbewerb werde ich ziemlich hoch verlieren, obwohl auch bei mir schon mehr als 40 Tausend Hm auf dem "Tacho" sind.
AntwortenLöschenWarte gespannt auf weitere Berichte!
Wünsche gutes Wetter und gute Beine!
Grüass
Pepi